Die Kinderstube eines Karakals

Betrachtet man die derzeitige Bengalkatzenbabygruppe von Sandra Esche, dann will ein Junges nicht so recht dazu passen.

Die fehlende Fellmusterung und vor allem die schwarzen Ohrpinselchen lassen zunächst vermuten, dass sich ein Luchsjunges in die Meute eingeschlichen hat.

Tatsächlich handelt es sich aber um einen Karakal, der wegen seiner Ähnlichkeit mit Luchsen häufig auch als Wüstenluchs bezeichnet wird, jedoch eher mit der Wildkatze verwandt ist.

Am 18. Dezember wurde das Tier zusammen mit seinem Bruder im Zoo der Minis in Aue geboren.

Ihre Mutter hatte die beiden kurzzeitig gesäugt, aber sie dann leider abgestoßen. Schließlich fand man beide abseits der Mutter stark unterkühlt liegen. Kurzfristig erklärte sich Sandra Esche, eine Freundin der stellvertretenden Zooleiterin, bereit, die beiden aufzunehmen.

„Seit 2007 züchte ich Bengalkatzen“, erzählt die 40-jährige Jahnsdorferin.

Ihre Katze „Tigres“ hatte am 26. November bereits einen Wurf, wodurch Hoffnung bestand, dass sie die Karakalbabys annehmen und säugen würde.

Am 19. Dezember, wurden die beiden zu Sandra Esche gebracht. Eines der Jungtiere starb jedoch auf dem Weg zu Sandra Esche.

Doch auch um das andere Junge stand es nicht gut. Wog das Karakalweibchen zur Geburt circa 250 Gramm, so waren es am Morgen des 19. Dezember nur noch 209 Gramm. Bis zum Samstagmorgen, dem 20. Dezember um fünf Uhr, sollte sich das Gewicht nochmals auf 194 Gramm reduzieren. 

„Die ersten 24 Stunden habe ich es vollständig mit der Flasche aufgezogen“, so die Inhaberin des Friseursalons Mauersberger in Jahnsdorf. 

Wie durch ein Wunder war das Tier irgendwann kräftig genug, um das erste Mal bei Tigres an der Zitze zu saugen. 

„Das war für mich ein geniales und unglaublich erleichterndes Gefühl“, so Sandra Esche. Bereits einen weiteren Tag später sollte das Gewicht von Cati, so wurde das Karakalweibchen mittlerweile getauft, wieder auf 225 Gramm steigen. 

Seit dem 18. Januar frisst Cati auch Fleisch, allerdings nur aus der Hand von Sandra Esche. 

„Da Tigres nicht mehr genug Milch gegeben hat, musste ich sie bereits etwas zeitiger als in der Natur an Fleisch heranführen.“
Nicht nur Tigres, sondern auch die anderen Katzenbabys, mit denen Cati seit ihrer vierten Woche zusammen spielt, haben sie gut aufgenommen. „Als eines der Katzenbabys Anfang Januar nicht mehr gefressen hat und unterkühlt war, hat sich Cati daraufhin extrem um sie gekümmert und zum Beispiel beim Kuscheln Wärme gespendet und wieder zusammen mit ihr gefressen“, erzählt Sandra Esche.

Doch auch wenn über die weitere Zukunft von Cati noch nicht entschieden ist, so weiß Sandra Esche die Einmaligkeit der jetzigen Situation zu schätzen: „Handaufzuchten von Karakalbabys sind schon sehr selten, aber diese Konstellation von Bengalkatze und Karakal wird weltweit einmalig sein.“