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Hinter Gittern

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Was waren das noch für Zeiten, als Eltern ihrem unerzogenen Nachwuchs den Tag vermiesen konnten, indem sie ihm den Konsum von TV-Programmen wie DDR 1 und DDR 2 versagten. Dann gab es kein "Alles Trick" und keine "Abenteuer des Dick Turpin" - so ein Fernsehverbot konnte in den 80er-Jahren in erzieherischer Hinsicht Wunder wirken. 30 Jahre später würden Eltern für derlei Sanktionsmethoden vermutlich ausgelacht - nicht nur von Pädagogen, sondern auch von ihren Kindern. Wer wirklich wirksam Fehltritte seiner Sprösslinge ahnden will, der muss heutzutage mit ganz anderen Strafen drohen - zum Beispiel mit Knast. Nicht für Tochter oder Sohnemann, jedoch fürs Handy. So ein Mobiltelefon hat bei der Jugend ja mittlerweile ein Suchtpotenzial ausgelöst, dass der elterlich verordnete Verzicht auf das Gerät wohltuende Wirkung entfalten kann und manch juvenilem Temperament zu guter Besserung verhilft.

Vielleicht handelt es sich um frustrierte Eltern, die auf der Suche nach dem richtigen Rezept das "phone prison" erfunden haben - den Handy-Knast. Er wird vom Online-Händler "The Lighter Side" angeboten. Genau genommen handelt es sich um eine sechseinhalb Zoll breite und zweieinhalb Zoll schmale Vorrichtung, die aussieht wie ein zu eng geratenes Laufgitter - mit dem Unterschied, dass sie mit hölzernen Deckeln versehen ist. Ein Handy passt gerade so hinein ? was zeigt, dass man unter dem Begriff Mobilfunkzelle auch etwas anderes verstehen kann als den Sendebereich einer Basisstation im Netz. Eines überrascht daran: Hinter Gittern wirkt so ein Handy gleich wie ein Kunstobjekt - gewissermaßen als Bekenntnis gegen die Allmacht, mit der andere uns ständig erreichen und über uns verfügen können. Schon aus diesem Grund sind die 16 Dollar für den Handy-Knast gut angelegtes Geld. Bei "The Lighter Side" weckt man dagegen eher die Lust am Bestrafen, um das Objekt zu verkaufen. So heißt es auf der Webseite sinngemäß: "Schauen Sie zu, wie die anderen die Vorrichtung drehen, schütteln oder sogar betteln, um ihr Telefon zu befreien." Dann haben Eltern die Wahl: Entweder, sie machen weiter auf "Richter Gnadenlos" oder sie stimmen - freilich nur nach eingehender Einzelfallprüfung - einer vorzeitigen Haftentlassung zu.

www.freiepresse.de/handyknast

 

Von Ronny Strobel

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