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Stellen Sie sich vor, Sie hätten vor zehn Jahren ein Auto erworben. Es ist ein beliebtes Modell, solide verarbeitet, zuverlässig und in optischer Hinsicht massentauglicher Durchschnitt - kurzum ein Wagen, mit dem Sie nicht weiter auffallen. Ein Golf IV. Und nun stellen Sie sich vor, im Jahre 2011 würde der Hersteller Ihnen erklären, sie mögen den Wagen doch bitte ganz schnell loswerden, weil er ein Sicherheitsrisiko sei und Sie sich damit schon nach der nächsten Tour wortwörtlich zwischen Baum und Borke befinden könnten.

Was für einen Volkswagen nahezu undenkbar scheint, ist für einen "Volks-Browser" bittere Realität. Als solcher kam der Internet Explorer 2001 auf die Windows-Computer in aller Welt ? und er hält sich dort so hartnäckig wie Fußpilz, dass Hersteller Microsoft nun eine Kampagne gestartet hat, um seinen zehn Jahre alten Abkömmling endlich ins digitale Nirwana zu schicken.
Tatsächlich ist der Internet Explorer 6 ein Einfallstor für Hacker, dessen Offenheit vor gut einem Jahr in einer Cyber-Attacke namens Aurora gipfelte, bei der Google und 30 andere Großunternehmen ausspioniert wurden. Gleichwohl ist Nutzern des "IE 6" ein bemerkenswerter Gleichmut eigen. Noch im Sommer erklärte etwa die britische Regierung, sie halte den Browser für ausreichend sicher, ein Wechsel auf die Version 8 sei zu teuer und dem Steuerzahler nicht zuzumuten.

Diese Form von Beharrlichkeit hat Microsoft nun dazu veranlasst, sich selbst mit morbidem Charme als "Sterbehelfer" zu betätigen. Auf einer Internetseite wirbt der Konzern für die Abkehr von dem in die Jahre gekommenen Browser, dem man auf der Webseite beim Verschwinden zusehen kann. Sie zeigt, dass der Internet Explorer 6 im Februar immer noch auf zwölf Prozent aller Rechner weltweit vertreten war und präsentiert anhand einer Weltkarte die Verbreitung in jedem Land. Demnach hat der "IE 6" vor allem im China, Südkorea und Indien besonders viele Anhänger, während er in Staaten wie Norwegen und Finnland nur noch ein Relikt ist. "It´s time to say goodbye", schreibt Microsoft auf der Seite - was im Klartext bedeutet, die weltweite Verbreitung des Browsers auf weniger als ein Prozent zu senken. Reichlich kontraproduktiv mutet es deshalb an, dass der Hersteller noch bis 2014 technische Hilfestellung für den "IE 6" leisten will. Vielleicht sollte man besser einen Anreiz geben, der schon der Autoindustrie aus der Patsche geholfen hat: die Abwrackprämie.
 
Von Ronny Strobel

www.ie6countdown.com

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