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Präsenz total
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Insassen einer Akten- und Ficus-Verwahranstalt - also Büroangestellte - kennen das: Irgendwo zwischen den notdürftig mit wolllaus-befallenen Birkenfeigen und misslungenen Urlaubsschnappschüssen verzierten Trockenbauwänden lungert immer ein Kollege herum, der zwar da ist, aber nicht so richtig. Man selbst hat vielleicht noch jede Menge zu tun, zum Beispiel eine schiefe Büroklammer gerade zu biegen oder ausgestanzte Papierreste aus dem Leitz-Locher für die nächste Konfetti-Party in einer illegal abgezweigten Kuriertasche zu deponieren. Aber der andere? Ist abwesend, obwohl er anwesend ist.
Experten der französischen Firma Gostai haben nun das ganze Gegenteil entwickelt: einen Kollegen, der anwesend ist, obwohl er abwesend ist. Das Kerlchen ist etwa einen Meter groß, hat leuchtende Augen, aber keine Arme. Die braucht es auch nicht, denn seine Bestimmung ist es, ein Telepräsenz-Roboter zu sein. Als solcher erfüllt der Automat eine klassische Stellvertreter-Funktion. Ist ein vielbeschäftigter Angestellter nicht im Büro, so kann er dank des Roboters dennoch mit den Kollegen in Verbindung bleiben. Mit Kamera, Mikro und Lautsprecher versehen lässt sich das auf zwei Rädern rollende Gerät per Computer oder Smartphone fernsteuern und zu den gewünschten Kollegen im Büro lotsen, um Absprachen zu treffen und Aufgaben zu verteilen. Wenn es bisher also noch nicht möglich ist, sich nach dem Motto "Beam mich rauf, Scotty" binnen Sekunden an einen entfernten Ort zu teleportieren, so soll der Telepräsenz-Roboter zumindest ein Schritt hin zur Allgegenwart des Angestellten in der Arbeitswelt sein. Die Macher versprechen sich von ihrer Erfindung mehr Produktivität, Kosten- und Zeitersparnis. Und einen Schub in Sachen Telearbeit. Denn wer einen Stellvertreter hat, muss nicht an jedem Morgen ins Büro pendeln.
Ganz billig ist so ein Roboter allerdings nicht. Mindestens 7900 Euro müssen Unternehmen auf den Tisch legen, deren Mitarbeiter Telepräsenz am Arbeitsplatz zeigen sollen. Viel Geld - einerseits. Andererseits riecht, raucht und trinkt so ein Stellvertreter auch nicht. Sie sollten also stutzig werden, wenn Kollegen in naher Zukunft Geld sammeln, um Ihre Telepräsenz zu stärken.
Von Ronny Strobel
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