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Berg und Tal

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Schon in der Stadt Riobamba beginnt der Aufstieg, dem noch viele folgen sollen. Wir fahren weiter Richtung Sueden, immer entlang der ecadorianischen Anden. Die Panamerikana schlaengelt sich hier ueber 3500 m hohe Paesse. Aber es sind nicht unbedingt die Berge, die uns das Leben schwer machen. Es sind die Hunde.

Fast zu jedem Haus gehoert ein unberechenbarer Vierbeiner. Manche sind voellig unbeeindruckt, wenn wir vorbei rollen, aber andere denken wir sind Freiwild. Bellend und knurrend rennen sie auf uns zu und versuchen unsere Waden zu erwischen. Berg runter treten wir meist kraeftig rein und koennen sie abhaengen. Berg rauf sind wir aber langsam wie die Schnecken und muessen uns zum Kampf stellen. Meist hilft Anhalten und kraeftig Anschreien. Von den Einheimischen haben wir auch gelernt, Steine zu werfen. Zwei Tage hintereinander war es richtig schlimm: mit teilweise 20 Attacken pro Tag. Bei den kleineren Exemplaren dreht man den Spiess dann schon mal um und rennt wutentbrannt und Steine werfend hinterher.

Da kommen wir schon manchmal ins Zweifeln, ob wir das richtige Transportmittel gewaehlt haben. Aber die grandiose Landschaft mit den gruenen Bergen und den Pickups mit den winkenden Ponchos sind es dann doch wieder wert weiter zu fahren...

In Guamote rollen wir wieder bei den Bomberos (der Feuerwehr) vor. Hier bekommen wir ein kostenloses Bett und koennen unsere Sachen trocknen. Es ist immernoch Regenzeit und spaetestends am Mittag kommt der Regen oder wir radeln im dichten Nebel. Der folgende Anstieg ist einfach zu lang. Fast oben finden wir einen kleinen, versteckten Platz fuer unser Zelt und campen das erste Mal in Suedamerika. Trotz Regen ist die Aussicht genial: Vor uns erstreckt sich ein Tal mit kleinen Doerfern und ueber all dem thront ein gruener Berg, wie ein Zuckerhut.

Nach einem langen Tag und muede von den vielen Hoehenmetern der letzten Tage rollen wir am 11.4. in Cuenca ein. Es ist die drittgroesste Stadt Ecuadors und fuer uns die Schoenste. Wir werden bestochen mit einem wunderschoenen historischen Stadtzentrum und engen Gassen. Die neue Kathedrale errinnert mich sogar an den Vatikan. Dazu ist gerade Stadtfest mit allabendlichem Feuerwerk und wir finden eine deutsche Baeckrei, die sogar Scharzbrot und Streuselschnecken verkauft! Wir verlieben uns in die Stadt und bleiben viel zu lange...

Nach 5 Tagen fahren wir weiter und unsere Beine sind scheinbar immer noch in Cuenca und machen Pause. Wir schaffen es nicht an einem Tag ueber den Pass mit 3500 m und muessen campen. Es ist wieder ein Traumspot. Unser Zelt ist umgeben von Kakteen, Aloen und vielen kleinen Wildblumen. Dazu wieder eine grandiose Aussicht. Aber es wird bitter kalt. Nachts kommt dichter Nebel, welcher am Morgen von Regen mit 7 Grad abgeloest wird.

Uns frieren fast die Haende ab, als wir rasant ins Tal rollen. Es geht hinunter auf 1900 m und die Vegetaionswechsel fliegen nur so vorbei. Wir sind auf dem Grund eines wuestenartigen Canyons angelangt. Auf der Strasse liegt eine tote Vogelspinne. Die Nacht verbringen wir oberhalb des Canyons in unserem Zelt. Kondore gleiten vorbei und in der Ferne sehen wir unseren Pass von gestern mit einer Wolkenmuetze.

Am 19.4. rollt in Saraguro eine kleine Bike-gang ein. Wir sind zu Sechst. Zwei belgische Maedels und ein belgisches Paerchen sind zu uns gestossen. Sie hatten sich einen 20 km langen Anstieg gespart und sind mit dem Pickup gefahren. Die Leute hier mit ihren traditionell schwarzen Ponchos schauen nicht schlecht, als sie uns auf den Raedern sehen. Wir fahren zusammen am naechsten Tag nach Loja. Hier machen wir einen Tag Pause und ich habe Zeit mir die Schlaeuche genauer anzusehen. Fast jeden Tag hatte ich einen Platten. Einmal ist sogar der Schlauch explodiert als das Rad stand. Ziemlich nervig, besonders wenn es regnet.

Von Loja geht es nun in einer langen Abfahrt hinunter nach Vilcabamba auf 1600 m. Durch die deutlich hoeheren Temperaturen explodiert hier das Leben und wir sehen viele bluehende Pflanzen. Vilcabamba ist ein typischer Aussteiger Ort mit vielen Hippies und Gringos (Amerikanern). Wir werden hier Ostern verbringen. Von hier aus geht es auf einem harten Stueck Strecke ueber die Grenze nach Peru. San Ignacio und Jaen sind die groesseren der kleineren Ortschaften, die nun folgen.

Wusstet ihr schon, dass die Bevoelkerungsdichte weniger als ein Fuenftel so gross wie die von Deutschland und dennoch die hoechste von Suedamerika ist? Und dass die beruehmten ecuadorianischen Panamhuete handgewebt sind, gefaltet werden koennen (ohne ihre Form zu verlieren) und bis 1000 Euro wert sind?

Seit dem letzten Bericht 545 km und 9170 Hoehenmeter.

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