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Peru - Grenzen entdecken

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Nach weiteren drei Tagen Krankheit, sitzen wir schließlich am 7.5. wieder im Sattel. Es folgt eine der schwierigsten und interessantesten Strecken, die wir bisher auf dem Fahrrad zurück gelegt haben: der Asphalt weicht bald rauem Schotter mit Schlaglöchern und Wasserrinnen. Wir fahren vorbei an zuckerhut-foermigen Felsformationen und geniessen die Ausblicke in faltige Taeler.

Einen Tag nach unsere Abfahrt wird die Besiedlung zusehends geringer. Das Terrain ist so steil, dass wir viele Kilometer schieben muessen. Mittlerweile hat heftiger Gegenwind eingesetzt, der sich zu kleinen Windhosen steigert. Mit 100km/h Spitzengeschwindigkeit hebt er unsere T-Shirts hoch und sandstrahlt uns. Bald bin ich mit den Nerven am Ende...

Der Weg zur Grenze nach Peru scheint nun auch zu unseren eigenen Grenzen zu fuehren. Erst am Nachmittag erreichen wir den Pass. Der Sturm wird von Felswaenden gebuendelt und wir muessen bergab (!) schieben. Wir geben uns geschlagen und sitzen wenig spaeter im Bus nach Zumba - unserer letzten Stadt auf ecuadorianischer Seite. Von hier windet sich die Strasse auf Lehmboden steil hinauf und hinab. Die schwuele Waerme und schon am Morgen ueber 30 Grad sind ungewohnt fuer uns.

Unterwegs sitzen mehr als 20 riesige Geier um einen Kalbkadaver herum. Am Nachmittag des 9.5. erreichen wir die Grenze. Die Beamten koennen nicht glauben, dass wir die 1000km von Quito hierher mit dem Rad gefahren sind. Ohne Probleme bekommen wir unser Visum fuer Peru. Wir kommen ganz ohne Erwartungen in das alte Reich der Inka. Doch der Wechsel ist unverkennbar: wir sehen aermliche, fensterlose Lehmhaeuser, die Trachten sind verschwunden, Scharen vorn Motorrad-Rikschas knattern durch die matschigen Strassen.

Das erste Mal hallt uns das Wort ?Gringo? (reicher Amerikaner/Weisser) um die Ohren und wir wissen nicht, ob das ein gutes Zeichen ist. Die Menschen begucken uns unverhohlen von allen Seiten. Wie Zootiere. Und sie sind sehr viel gespraechiger.

Meist drehen sich die Fragen ums Geld - wie teuer die Raeder sind usw. In einigen Doerfern radeln wir gehetzt durch - wir fuehlen uns nicht sehr sicher mit dem ?Gringo?-Geschrei im Nacken und den teils gierigen Blicken auf unseren Packtaschen. Nach einer Nacht versteckten Camping in einer Kaffeeplantage treffen wir in San Ignacio auf Gerard, den wir bereits aus Cuenca kennen. Der fitte Spanier ist vor 4 Tagen zu seiner Radtour nach Santiago de Chile gestartet und die Wiedersehensfreude ist gross!

Wir sind nun auf Urwaldniveau - in der Region des Amazonas - angekommen und radeln einige Kilometer auf sehr schlammiger Strasse zusammen. Schliesslich treffen wir endlich wieder auf Asphalt und fahren entlang eines breiten, braunen Urwaldflusses. Schilder warnen vor Dengue-Fieber Muecken. Nix wie weg hier! Bei 45 Grad Hitze geht es in sengender Sonne nach Bagua Grande.

Es ist, als haette man ein Stueck Indonesien hierher kopiert: Reisfelder, Kokospalmen, braune Flussbaender, hoechste Luftfeuchtigkeit. Dahinter ragen die maechtigen Flanken der Anden auf. Das heisse Land hier ist auf seine Weise sehr eindrucksvoll. Doch vorerst holen uns die Tropen ein und werfen uns fuer drei Tage mit Magen-Darm Beschwerden ins Bett. Und ausgerechnet in Bagua Grande! Das Drecksloch von Kleinstadt hat nur Hitze, braunes Leitungswasser, Bakterien, Staub und (zu) neugierige Leute zu bieten. Fast taeglich bleibe ich in Konversationen ueber Geld und das reiche Dtl. stecken. Die Leute sind ausgesprochen arm hier - man kann es ihnen nicht veruebeln.

17.5.:Schliesslich binden wir die Raeder aufs Dach eines Taxis, dass uns raus aus der Hitze in hoehere Lagen bringt. Durch einen phantastischen Canyon fahren wir hianauf in die Sierra - ins Reich der Inkas. Die Stadt Chachapoyas ist Touristenmetropole und archäologisches Zentrum und wird von den Locals liebevoll Chacha genannt. Freundliche Marktfrauen stecken uns heimlich eine Banane mehr mit in den Beutel, begleitet von einem Zwinkern im faltigen Gesicht. Wir gesunden zusehends und machen uns morgen auf, unsere erste archaeoloigsche Festung - Kuelap - zu erkunden. Dazu dann mehr im naechsten Bericht, aus einem unerwartet spektakulaeren Peru.

Weitere Route: Cajamarca und Cordilliera Blanca (Huaraz). Wusstet ihr schon, dass Reis in Suedamerika Hauptspeise ist? Und das sich die meisten unerforschten Pre-Inka-Staetten in ganz Suedamerika rund um Chachapoyas befinden? Seit dem letzten Bericht 305km, 5900 Hoehenmeter.

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