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Uran zum Speichern

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Für die Chemie gilt manchmal dasselbe wie für einen guten Weinbrand: Riesig sind die Unterschiede nicht, aber fein. Während man zum Beispiel mit ein wenig angereichertem Uran Kernwaffen bauen kann, lässt sich mit ein wenig abgereichertem Uran gleich mal die Datenspeichertechnik revolutionieren.

Es ist daher kein Wunder, dass Forscher der Uni Nottingham jüngst um die Wette strahlten, als sie ihre Entdeckung publik machten: Die Chemiker haben einen Molekülkomplex geschaffen, der erstens einen beinahe unaussprechlichen Namen hat - auf Fachchinesisch "Bis(bis(N-trimethylsilyliminodiphenylphosphorano)methanide uranium iodo)toluenediide" - und zweitens die Eigenschaft besitzt, magnetisierbar zu sein.

Das ist in der Tat ein großer Wurf. Seit jeher versuchen Forscher, Daten auf immer kleineren Bereichen zu speichern. Denn je kleiner diese Bereiche sind, umso mehr Informationen lassen sich auf demselben Platz ablegen. Das scheint mit jener tiefblauen Substanz, die die britischen Forscher da erschaffen haben, nun gelungen. Denn ein einzelnes uranhaltiges-Molekül zu magnetisieren bedeutet, die Datendichte um das bis zu 1000-fache gegenüber heutigen Festplatten zu erhöhen.

Noch steckt die Forschung dazu in den Kinderschuhen. Zwar hat sich der magnetische Effekt als stabil erwiesen, aber vorerst nur bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt - also bei -273,15 Grad Celsius. Die Wissenschaftler der Uni Nottingham suchen deshalb nach Wegen, das Uran-Molekül auch bei höheren Temperaturen magnetisieren zu können. Andernfalls wäre die Halbwertszeit der so gespeicherten Informationen wohl ähnlich jener von Berrylium-8: 10 hoch -17 Sekunden.

Sollte dieses Problem aber einmal aus der Welt sein, ist das nächste schon absehbar. Denn wie verkauft man kernkraftverängstigten Verbrauchern wohl am besten eine Uran-Festplatte? Vielleicht sollte man sich einfach an einem Slogan orientieren, mit dem die Marke

Clearblue vor ein paar Jahren allen Ernstes für ein digitales Schwangerschaftstest-Gerät warb. Nur mit dem feinen Unterschied, dass man diesmal an einer Stelle das "i" durch ein "a" ersetzt. Der Slogan hieße dann: "Die größte technische Innovation, auf die ein Uranstrahl treffen kann."

Von Ronny Strobel

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