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Kampf der Ödnis!
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Wir schreiben das Jahr 2011. Der ganze Brühl ist ausgestorben und der Inbegriff von Tristesse. Der ganze Brühl? Nein! Eine beachtliche Menge an unbeugsamen jungen Leuten bevölkert eine Eckkneipe - Beta-Bar genannt - und hört nicht auf, der Ödnis Widerstand zu leisten. Erst Mittwochnacht kämpften sie wieder, mit der besten Waffe gegen Tristesse überhaupt: Musik.
Bar-Betreiber Marco Stahn hatte zum Konzert von "Futur Islands" geladen, die auf der Homepage der Bar als "die temporär beste Liveperformance der Welt" angekündigt wurden. Das haben entweder viele auch so gesehen, oder einfach Stahns gutem Riecher vertraut. Jedenfalls kann ich gerade so eine der letzten Karten an der Abendkasse ergattern. Marco Stahn ist selber überrascht: "Seit sieben Jahren organisiere ich in Chemnitz Veranstaltungen, aber noch nie war etwas ausverkauft", sagt er auf der Bühne, bevor er die Band ankündigt.
Das Innenleben der Bar ist genau mein Ding: Kein Schnickschnack, wenige Sitzgelegenheiten, eben auf den Konzertbetrieb ausgelegt. Das Publikum: Jung, ohne zu jung zu sein, stylisch, studentisch, ohne Glitzer und von großen Brillengestellen geprägt. Neben mir unterhalten sich drei Leute, die Deutsch mit drei verschiedenen Akzenten sprechen, manchmal weichen sie auf Englisch aus. Wohlfühlatmosphäre! Als das Trio aus Baltimore auf die fast schon niedliche Bühne kommt, stehen die Zuhörer dicht gedrängt davor. Sänger Samuel T. Herring verliert keine großen Worte und schon strömen aus den Boxen empfindsame Klänge, zwischen Post-Wave und Synthie-Pop. Herring könnte mit seiner Stimme, die manchmal wie ein Raubtier klingt, ebenso gut in einer Heavy Metal Band singen. Aber das wäre gewöhnlich. In Kombination mit Synthesizern ist sie das nicht.
In der kleinen Bar ist es heiß, stickig und der Geruch von Menschen, Schweiß und Bier dringt in meine Nase. Ich find's herrlich. Man steht so dicht aneinander, dass es mir kaum gelingt, meine Flasche Club Mate zum Mund zu bringen. Wenn ich mich umdrehe, schaue ich in selige Gesichter, die entweder breit Grinsen oder mit geschlossenen Augen entrückt der Musik lauschen. Eigentlich alle bewegen sich. Ich muss gar nichts tun. Die Umstehenden bewegen mich mit, alle im gleichen Rhythmus und in die gleiche Richtung. Auch ich schließe die Augen, lasse mich von der Musik treiben und fühle mich sauwohl.
Nach dem Konzert wieder auf dem nächtlichen Brühl, erscheint er mir zwar immer noch beängstigend trist, aber plötzlich auch irgendwie spannend.
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