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Plakativ einkaufen

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In einigen südkoreanischen U-Bahn-Stationen spielen sich seit diesem Sommer merkwürdige Szenen ab. Menschen stehen vor großflächigen Plakaten und richten ihre Handy-Kamera darauf. In den Augen eines Europäers wäre das nicht weiter verwunderlich, wenn es sich bei den Aufnahmen um die Wiederbelebung der einst umstrittenen Benetton-Werbung handelte oder um das legendäre Sixt-Motiv Angela Merkels mit vom Winde verwehten Haaren und dem Slogan "Lust auf eine neue Frisur? Mieten Sie sich ein Cabrio".

Aber nein, die Südkoreaner fotografieren weder das eine noch das andere, sie fotografieren ... Lebensmittel! Fisch, Fleisch, Tofu, Säfte - Waren des täglichen Bedarfs. Und das liegt nicht daran, dass man Menschen aus Asien bisweilen nachsagt, alles und jeden abzulichten, sobald sie auch nur eine Kamera in die Finger bekommen. Vielmehr tun sie etwas ganz Alltägliches: Sie kaufen ein. In der U-Bahn. Ohne Korb, Laufband und Kasse.

Möglich ist das, weil jedes Produkt auf dem Plakat mit einem QR-Code versehen ist - jenem aus vielen weißen und schwarzen Klötzchen bestehenden Quadrat, das auch hierzulande immer mehr Verbreitung findet - beispielsweise beim Kauf von Konzertkarten. QR steht für Quick Response (schnelle Antwort) und ist ein zweidimensionaler Strichcode. In der Version der südkoreanischen U-Bahn-Plakate enthält jeder Code die nötigen Informationen zu dem Produkt der Wahl. Einmal mit dem Smartphone fotografiert, übersetzt eine Software den Code in eine Bestellliste, die im Anschluss an den Händler übermittelt wird. Spätestens am Abend wird der Einkauf dann an jene Adresse ausgeliefert, die der Kunde zuvor angegeben hat.

Eingeführt hat diese Form des Einkaufs die Supermarktkette Tesco Homeplus. Die Nummer 2 in Südkorea ringt seit längerem darum, Marktführer E-Mart zu verdrängen, ohne die Zahl der eigenen Filialen zu erhöhen. So entstand die Idee, den Supermarkt zu den Kunden kommen zu lassen - im U-Bahnhof. Mit seinem Pilotprojekt hat Tesco nicht nur die Marktführerschaft im Online-Handel von Lebensmitteln erobert, sondern auch gegenüber der Konkurrenz aufgeholt.

Nun ist es höchste Eisenbahn, die nächste Stufe zu zünden. Konsequenterweise ließen sich ja nicht nur Bahnhofswände plakatieren, sondern auch das Innere der U-Bahn-Waggons. Zum Beispiel die Decken, die von Passagieren bislang völlig sinnfrei angestiert werden. Wenn also Kunden in der U-Bahn schon wie Sardinen in der Büchse unterwegs sind, könnten sie auch gleich noch welche einkaufen. Und vieles mehr, was das Herz begehrt. Der Begriff Bummel-Zug bekäme eine ganz neue Bedeutung.

www.freiepresse.de/tescovideo

 

Von Ronny Strobel

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