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Betreut trinken

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Am Anfang war der Hunger. Mittwochabend war ich mit meinem Freund Markus auf dem Kaßberg unterwegs. Er ist gebürtiger Chemnitzer, lebt aber schon seit zehn Jahren nicht mehr hier. Da er mir immer mit leuchtenden Augen erzählt hat, dass er früher nächtelang in den Kneipen auf dem Kaßberg saß, hatte ich ihn eingeladen zu probieren, ob das heute auch noch geht. Ein Blick von Außen ins "Ronny's" auf der Hübschmannstraße und ein "Arriviertes Publikum. Es zieht mich weiter" von Markus führt uns auf die Franz-Mehring-Straße. Wir landen in der "Winzerei Karoline Wagner", die es erst seit ein paar Monaten gibt. Kein Vergleich mehr mit dem kalten Charme des Restaurants "Lessing", das hier mal drin war. Viel Holz, Gemütlichkeit und Menschen. Das Publikum sind gesetztere, aber jung gebliebene Weinliebhaber. Von einem echten Badener mit Hut bekommen wir sehr leckeren Flammkuchen zum schmalen Taler und Wein serviert. Noch nicht ganz satt aber schon ziemlich zufrieden ziehen wir weiter. Die Wohnzimmeruhr schlägt 21 Uhr.

Nächste Station ist das "Monk", auch auf der Franz-Mehring-Straße. Kein Mensch scheint mehr unterwegs zu sein. Von Außen ist weder zu erkennen, wie voll, noch wie groß der Laden ist. Nachdem ich die Tür geöffnet habe, bin ich echt überrascht. Ein großer Gastraum mit ausschließlich jungen Leuten, vielleicht sogar Studenten. "Ach hier sind die alle", denke ich. Von der Schiefertafel an der Wand suchen wir uns noch je eine Suppe aus, dazu gibt's Bier. Es dauert allerdings eine ganze Weile, bis wir auch was bestellen dürfen. Die Bedienung hat fast ein bisschen zu viel zu tun. Der Koch sieht aus, als ob er gleich hip-hoppend eine Breakdance-Einlage liefert. Ob er das kann, erfahren wir nicht. Aber Kochen beherrscht er durchaus. Der Abend wird immer netter.

Bevor es all zu gemütlich wird, beschließe ich, Markus das "Lax" auf der Horst-Menzel-Straße zu zeigen, das er noch nicht kennt. Die Tür ist zwar noch offen, aber drinnen ist kein Gast zu sehen. Es ist halb elf. Na gut, dann eben ins "Maroon" auf der Ulmenstraße. "Ulmenstraße? Da haben wir gewohnt. Ist das wirklich schon zehn Jahre her? Oh Mann", sagt Markus. Ich ziehe ihn in die Bar. Wir haben keine Zeit für Nostalgie, wir müssen trinken. In zwei riesigen ledernen Ohrensesseln lassen wir uns nieder. Das Publikum ist deutlich stylischer als im Monk, die Männer tragen körperbetonte Shirts und Gel im Haar. Gut gestylt sind auch die Preise ... Wir gönnen uns trotzdem Gin Tonic, versinken in unseren Sesseln und begutachten die Deko, die Seefahrer-Weltenbummel-Atmosphäre verströmt. Bevor wir aber einschlafen rappeln wir uns wieder auf und steuern die letzte Station des Abends an: Das Café Kutsche auf der Walter-Oertel-Straße.

Wir setzten uns an die Bar und Markus schwelgt vollends in Erinnerungen. "Hier saßen wir manchmal bis morgens um vier." "Betreutes Trinken" lautet das Motto der Kneipe  vor zehn Jahren genauso wie heute: Man kommt sofort mit dem Wirt, seiner Angestellten und den anderen Gästen ins Gespräch. Da als Absacker ein Schnaps sein muss, lasse ich mich überreden, den gefürchteten "Lauterbacher" zu probieren. Riecht wie Odol und schmeckt auch so. Warum der so gefürchtet ist, kann ich gar nicht verstehen. Und weil wir einmal regional trinken, kommt noch ein Meeraner Mocca-Edel mit Gewitterwolke hinterher. Jetzt ist die Betreuung so richtig gut und ich will gar nicht nach Hause. Als wir uns dann halb zwei doch aufraffen, sind wir lange nicht die letzten Gäste.

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