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Virtueller Zeitvertreib
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Über den Sinn von Computerspielen lässt sich streiten. Während manche einen guten Teil ihrer Lebenszeit vor dem Bildschirm verbringen, um als letzte Hoffnung der Menschheit Monster und Schurken zu jagen, Prinzessinnen zu befreien oder in unbekannte Welten vorzudringen, schütteln andere beim Anblick eines spielenden Monitor-Glotzers nur mit dem Kopf. "Warum erschießt du all die Moorhühner?"; "Hast du nichts besseres zu tun, als Klötzchen in Reihen zu legen, damit sie verschwinden?"; "Weshalb lässt du nicht die armen Orcs in Ruhe?" - sind noch die harmloseren Fragen, die sich die Freunde der gepflegten virtuellen Ballerei und der simulierten Abenteuer anhören müssen.
Und bei Lichte besehen erscheinen manche Spielkonzepte wirklich kurios. Wie wäre es zum Beispiel mit dem I-Phone-Hit "Angry Birds", in dem der Spieler die Kontrolle über eine Reihe von Vögeln übernimmt, deren Ziel es ist, Eier zurückzuholen, die von einer Gruppe böser, grüner Schweine geklaut wurden.
In jedem Level gilt es, mithilfe einer Steinschleuder mit Vögeln als Munition Schweine zu zerstören, die sich in einer Reihe von Bauwerken verschanzt haben. Nicht minder merkwürdig erscheinen dem Nichteingeweihten die "Sims"-Spiele. In denen geht es darum Häuser zu bauen, Freundschaften zu schließen und Geld zu verdienen - praktisch ein Werbeclip zum Spielen in Endlosschleife. Denn ständig wird der Nutzer daran erinnert, dass er noch Accessoires und Möbelstücke für das traute Heim seiner virtuellen Ersatzfamilie braucht, hippe Kleider im Schrank hängen sollten und die nächste Strandparty nur einen Klick entfernt ist. Ein Spiel für Menschen, denen die Realität zu tiefgründig ist.
All diesem die Krone aufgesetzt hat jetzt aber ein Entwickler aus Dänemark. Pippin Baar heißt der Mann, der die virtuelle Zeitverschwendung auf ein neues Level hebt. In seinem Spiel "The Artist ist present", einer Nachbildung einer Kunstperformance, ist es die Aufgabe des Spielers sich im Museum mehrere Stunden in einer Schlange anzustellen, um sich am Ende auf einen Stuhl gegenüber einer Künstlerin zu setzen und diese anzuschweigen. Das alles in Echtzeit ? sprich mehrere reale Stunden des Wartens ? und in einer Pixel-Optik, wie sie vor 30 Jahren modern war. Ein hoch auf die virtuelle Langeweile.
Von Daniel Bagehorn
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