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Einer Smartphone-Hülle ist gewöhnlich nicht mehr beschieden als das Dasein eines für "hip" befundenen Mäntelchens, das die berührungsempfindliche Oberfläche eines Taschencomputers schont. So ein Mini-Rechner wird dann schon einmal im Ökobaumwoll-Beutelchen aus Burkina Faso verstaut, im edlen Fischleder-Futteral oder in einem Täschchen aus thermoplastischem Polyurethan.

Dem japanischen Mobilfunkanbieter NTT Docomo muss es wohl zu denken gegeben haben, dass es mit der Zweckdienlichkeit einer Smartphone-Hülle nicht weit her ist. Jedenfalls ist die Schutzfunktion eine eher nachrangige Angelegenheit bei jenem Modell, das der Marktführer im Land der aufgehenden Sonne unlängst vorgestellt hat und einen von Jetzt auf Gleich schweigen lässt. Wenigstens dann, wenn man Halitosis hat - Mundgeruch.

Denn genau das ist der Zweck der Hülle: zu ermitteln, wie gut oder schlecht jemand aus dem Mund riecht. Die Hülle ist genau genommen ein mit diversen Sensoren versehener Plastikrahmen, in den das Smartphone hineingeschoben wird. Ist das Telefon mit dem Rahmen verbunden, kann der Test beginnen. Eine App zeigt an, wie lange der Nutzer auf das Sensorfeld pusten muss - und einen Augenblick später weist die Software auf einer Skala von 1 bis 5 aus, ob es geboten ist, besser den Mund zu halten oder ob sich die Testperson keine Sorgen machen muss, wenn alle anderen ihr an den Lippen hängen.

Wie auch immer das Ergebnis ausfällt, es bleibt leider ein oberflächliches, weil es die Frage, ob einer den anderen riechen kann, zunächst nur in Bezug auf die Mundhygiene beantwortet. Dennoch muss die Güte des oralen Odeurs für den Japaner von solch existenzieller Bedeutung sein, dass sich NTT Docomo ein Geschäft davon verspricht. Deshalb kommt es nicht von ungefähr, dass sich der Mobilfunkanbieter weiteren Ängsten seiner Landsleute widmet und nun auch Smartphone-Hüllen anbietet, deren Sensoren Gamma-Strahlung, ultraviolettes Licht und Körperfett erfassen. Radioaktivität, Ozonloch, Fresssucht und Halitosis - das also sind die Ur-Ängste des Japaners. Da bleibt man glatt mit offenem Mund stehen - Geruch hin, Geruch her.

Von Ronny Strobel

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