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Mosaik der Moderne

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Eine Computertastatur taugt im Allgemeinen nicht als Kunstobjekt. Sie ist im besten Sinne ein Gebrauchsgegenstand, was sich bei Anfängern meistens daran zeigt, dass die "Escape"-Taste ziemlich abgenutzt erscheint, während bei Wutbürgern der Aufdruck der Buchstaben F, U, C und K seinem Ende entgegendämmert. Ganz zu schweigen von den vielen undefinierbaren Flecken, die einem Griffbrett je nach Nutzer zwar eine individuelle Note verleiht, ihm aber auch den Ruf eingebracht hat, im Zweifel verkeimter zu sein als so manches Bahnhofsklo.

Für die US-amerikanische Künstlerin Sarah Frost bewahren Tastaturen eine einzigartige Geschichte, weil sie die unzähligen Eingaben ihrer Nutzer in sich tragen. Mithin geht ein Computerkeyboard bei Frost weit über den Status eines Gebrauchsgegenstands hinaus, weshalb sie eine besondere Form des Recyclings für sich entdeckt hat: Tasten pflastern ihre Wand. Sarah Frost arrangiert die Plastikbausteine zu flächendeckenden, überaus dekorativen Gebilden, bei denen selbst Tapezierwunder Tine Wittler Bauklötzer staunen würde. Denn ja nach Farbe der Tasten sieht so eine Wand aus der Ferne betrachtet mal aus wie ein von vulkanverstaubter Strand auf Lanzarote und dann wieder so, als habe da jemand mehrere Eimer Latte Macciato verschüttet. Und wer sich diesem Mosaik der Moderne Schritt für Schritt nähert, der bemerkt, wie sich das Motiv in einem großen Buchstaben-Wirrwarr auflöst.

Inzwischen lässt das New Yorker Hotel "The James" seine Gäste vor die Wand laufen. Denn die Luxusherberge hat mehrere der Frost-Kunstwerke erworben und verbaut, so dass sich die Kundschaft selbst einen Reim darauf machen kann, ob es sich um Monumente des Mülls oder um Wa(h)r-Zeichen des Wohlstands handelt. Kunstsinnigen New-York-Touristen, die eher der klassischen Triple-R-Fraktion angehören (Rubens/Rembrandt/Raffael) und die mit zeitgenössischer Kunst auf Kriegsfuß stehen, empfehlen wir daher: einfach vortasten.

www.sarahfrost.info

Von Ronny Strobel

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