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Musik nach Ringen
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Holz und Musik gehen nicht immer eine glückliche Verbindung ein. Das weiß jeder Lehrer, der einem zum Unterricht verdonnerten Schüler die Flötentöne beibringen will, und jeder Passant, der in einer durchschnittlichen Fußgängerzone erlebt, wie Pedro Pan und seine bolivianischen Brüder dem trüben Alltag südamerikanisches Lebensgefühl einzuhauchen versuchen. In beiden Fällen steckt der Zuhörer in solchen Momenten zwischen Baum und Borke, weil er nicht weiß, ob er wenigstens dem Bemühen, Musik zu machen, seinen Respekt zollen soll oder ob er sich vielmehr über die Vergeblichkeit desselben beklagen muss.
Der in München geborene Künstler Bartholomäus Traubeck nähert sich der Musik auf ganz andere Weise: Er macht hörbar, wie Holz zwischen Baum und Borke klingt. Traubeck hat dazu einen Plattenspieler ersonnen, der nicht die Rillen einer Vinylscheibe abtastet, sondern die Jahresringe eines Stammes. In hauchdünne Scheiben zersägt, drehen sich die hölzernen Platten wie ihr Vorbild aus PVC in gewohnter Geschwindigkeit auf dem Teller - mit dem Unterschied, dass hier keine Nadel der Scheibe die Musik entlockt, sondern eine im Tonarm eingebaute Kamera die Jahresringe erfasst. Eine Software übersetzt die Stärke der Ringe, die Farben und die Übergänge zwischen dunklen und hellen Bereichen in Töne.
Was dabei herauskommt, hört sich an wie improvisierte Klaviermusik. Denn obwohl die Software den einzelnen Parametern bestimmte Töne zuordnet, unterscheidet sich doch jeder Baum derart vom anderen, dass das Ergebnis immer wieder anders klingt.
Das verblüfft. Und zwar so sehr, dass man mit Bedauern zur Kenntnis nehmen muss: Das Ganze ist leider nur ein Kunst- und Nischenprodukt und wird nie massentauglich werden. Obwohl Holz hierzulande als musikalisches Sujet durchaus erfolgreich ist, wie man an "Lemon Tree" von Fools Garden sehen kann beziehungsweise am Holzmichl der Randfichten ... Schade, schade - wir hätten uns sehr auf die entsprechende Hitparade und ihre Stars gefreut. Zum Beispiel auf Hazel Holzwurm und ihren mutmaßlichen Hit "Loch Nasty". Auf DJ Timbaland featuring Holly Wood mit "Tok Tok Tok". Und nicht zuletzt auf die Chemnitzer Rock-Combo Steinerner Wald mit "Holzweg to Hell".
Von Ronny Strobel
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