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Glaubt man dem Duden, dann handelt es sich beim Wort "simsen" um ein schwaches Verb. Das liegt daran, dass seine Stammformen "simsen - simste - gesimst" lauten und nicht etwa wie bei einem starken Verb "simsen - samste - gesumst".

Es hat Zeiten gegeben, da wusste man beim Duden weder, dass "simsen" überhaupt ein Verb ist, noch dass es sich um ein schwaches handelt. Bis es 2010 immerhin so stark war, dass der Duden es in sein Stilwörterbuch aufnahm - dem "Standardwerk für gutes und stilsicheres Formulieren". Zuvor hätte man unter "simsen" alles Mögliche verstehen können - zum Beispiel exzessives "Sims"-Spielen oder den halbherzigen Versuch, sich alle Glieder zu brechen, indem man je nach Mutigkeit vom Sims seiner Wahl springt - Kamin, Fenster, Dach ... Der Sprachgebrauch brachte es jedoch mit sich, dass mit "simsen" das Versenden einer SMS bezeichnet wird. Und alle können von Glück sagen, dass es nicht auf "smsen" hinauslief oder - schlimmer noch - auf "esemessen".

Warum erwähnen wir das hier? Nun, die Duden-Denker werden wohl bald zu entscheiden haben, ob sie das Wort "joynen" in ihren Sprachschatz aufnehmen sollten. In Kürze wollen diverse Mobilfunkanbieter die inzwischen 20 Jahre alte SMS durch einen neuen Dienst ablösen: Joyn.

Mit Joyn sollen sich Texte, Sprache, Bilder und Videos übertragen und Videotelefonate sowie Chats führen lassen. Zwar haben Dienste wie "WhatsApp" diese Nische bereits besetzt, dennoch versprechen sich Mobilfunkanbieter mit Joyn mehr Erträge als mit SMS. Womöglich zahlt es sich da schnell aus, dass der Name des neuen Dienstes nicht so sperrig klingt wie bei der Konkurrenz - verbindet Joyn doch gekonnt das englische Wort für Freude mit dem englischen Verb für teilnehmen - to join. Letzteres dürfte selbst jenen vertraut sein, die zu Zeiten des Kurbeltelefons von der Dame in der Vermittlung noch mit "Hallo, Teilnehmer!?" angesprochen wurden.

Ob es im Deutschen aber in Zukunft wirklich "joynen - joynte - gejoynt" heißt, das wird wohl vom Sprachgebrauch der Kunden abhängen. Völlig abwegig ist es jedenfalls nicht. Schließlich kann es keine Missverständnisse geben, wenn jemand behauptet, er habe gejoynt. Denn das entsprechende schwache Verb zu einer anderen populären Freizeitbeschäftigung heißt ja immer noch kiffen.

Von Ronny Strobel

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