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In der Türkei
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Schweren Herzens sitzen wir im Flieger und schauen hinunter auf die Lichter Melbournes. Wir essen immer noch kein Vegemite (Maggibrotaufstrich, sehr verbreitet in Australien) und kennen immer noch nicht die Regeln des Australian Rules Football aber trotzdem haben wir das Land und vor allem seine Menschen sehr lieb gewonnen! Danke fuer die Gastfreundschaft!
Ueber Kuala Lumpur und Dubai landen wir verschlafen und voller neuer Eindruecke im belebten Istanbul. Ich schaue mir schon einmal die Bodenfliessen der Flughafenhalle genauer an - von jetzt an sollte ich Maennern nicht mehr in die Augen sehen... Rene muss alles regeln - vom Bezahlen bis hin zum Nach-dem -Weg-Fragen. Frauen werden nach wie vor haeufig ignoriert. Nicht so natuerlich in Istanbul, dem Schmelztiegel saemtlicher Religionen, Kulturen und Nationen. Der Taxifahrer kann gar nicht glauben, dass wir in einem privaten Zuhause unterkommen und wir ihm keine Hoteladresse geben. Wir sind eingeladen bei Osman - einem Steuerberater, der in seinem Buero noch ein Zimmer frei hat.
Gastfreundschaft ist ausserordentlich und unterscheidet sich sehr stark von der, die wir in Australien kennengelernt haben. Wir duerfen weder Abwaschen noch den Tisch abraeumen. Er liest und praktisch jeden Wunsch von den Augen ab, lernt uns die ersten Startwoerter Tuerkisch und gibt uns einen modernen und fantastischen Einblick in eine fuer uns voellig neue Kultur. Als am Morgen der Muezzin im Minarett vor unserem Fenster singt machen wir uns auf, die historische Stadt zu erkunden. Sie hat viele Gesichter: eine blaugekachelte Moschee, eine uralte Kirche die spaeter in ein islamisches Gotteshaus umgestaltet wurde und ein prunkvoller Sultanspalast. Die Strassen sind gesaeumt mit Kebabstaenden, im alten Basargebaeude werden Teppiche, Gold und Gewuerze verkauft.
In einer grossen Halle schauen wir dem Trancetanz von Derwischen zu. Die Taenzer sind Mitglieder einer muslimisch-asketischen Ordensgemeinschaft und stellen in der Trance Kontakt zu Allah her. Ihre Drehungen sind schwindelerregend schon beim Zuschauen und sogar nach minutenlangem Drehen koennen sie noch gerade Stehen!
Nachdem der Jetlag ueberwunden ist und wir viele Hintergassen und schillernde Plaetze von Istanbul unsicher gemacht haben sitzen wir im Bus in die Zuckerhutberge von Kappadokien. Nevsehir ist unser erstes Ziel - ein touristisch unerschlossener Ort, in dem wir bei Lutfi eine Bleibe finden. Er ist der Entwicklungsminister des Staates Nevsehir und erzaehlt uns von den lokalen Problemen und Neuerungen. So gibt es nach wie vor in ganz Kappadokien kein Trinkwasser. Die eindrueckliche Tuffgesteinlandschaft wurde durch einen Vulkanausbruch gebildet und dadurch wurde sehr viel Arsen freigesetzt. Dies findet sich nun in zu hoher Konzentration im Wasser hier und ist eines der vielen Probleme. Daneben ist der Staat immer noch sehr konservativ-islamisch eingestellt und circa 80% der Frauen duerfen das Haus nur mit Zustimmung ihres Mannes oder der Schwiegermutter verlassen. Lutfi moechte nun ein Frauenzentrum gruenden, um den sozialen Umgang der Frauen zu foerdern.
Nevsehir ist gleichzeitig das Tor zur einzigartigen Landschaft Kappadokiens. Massentourismus ist angesagt und bei einem Besuch einer unterirdischen Stadt treffen wir auf zwei Gruppen von ungefaer 60 Deutschen! Das ist doch gleich ein bisschen viel Kulutrschock fuer uns! Draussen am Souvinierstand gibt es die Sueddeutsche zu kaufen. Es ist unverkennbar - die Heimat ist nicht mehr allzu weit!
Wir sind begeistert von der Tuerkei - die Menschen sind ueberaus hilfsbereit - trotz Sprachbarriere sitzen wir immer mal wieder mit Einheimischen auf der Bank. Sie reden tuerkisch, wir meist spanisch und alles scheint mit einem Lachen gesagt zu sein. Nach wie vor sprechen auch viele Menschen hier Deutsch. Wir treffen fast taeglich Deutsch-Tuerken die vor 20 oder mehr Jahren in die Tuerkei zurueckgekehrt sind und hier ein sehr zufriedenes Leben fuehren. Wir werden mit den Worten "Wir haben euer Wasser getrunken und euer Brot gegessen, nun duerft ihr das bei uns machen!" willkommen geheissen und bekommen eine ganz andere Einstellung zu diesem Land an der Schwelle zum Orient!
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