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Phantom in der Hose

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Als die Beach Boys 1966 ihre "Good Vibrations" besangen, da ging es noch um die Anziehungskraft einer Frau auf einen Mann. Er schwärmte von ihrer farbenfrohen Kleidung, ihrem Haar, ihrem Parfüm, ihrer Stimme - und wurde darüber, nun ja, ziemlich spitz.

Fast 50 Jahre später hat sich das Spektrum der "Good Vibrations" stark erweitert. Sie spielen sich zwar immer noch grob in derselben Gegend ab wie einst von den Beach Boys glorifiziert. Doch der Unterschied ist, dass dort inzwischen weniger häufiger eine attraktive Sie "Good Vibrations" auslöst, sondern ein attraktives Es. Dieses Es ist in aller Regel ein kleiner, ausdauernder und nahezu unersetzlicher Handschmeichler, der sich bei jedem noch so kleinen Ereignis mit sanften Schwingungen bemerkbar macht: "A hat dir eine SMS geschickt", "B hat eine E-Mail gesendet", "C hat heute Geburtstag", "D hat einen neuen Freund bei Facebook" ...

Das Problem daran: Das Ganze geht immer häufiger in die Hose. Nicht nur, weil man(n) das heiß geliebte Es dort bisweilen recht gern mit sich herumträgt, sondern weil Es dort immer öfter vibriert, obwohl Es gar nicht in der Hose steckt. Experten sprechen vom Phantom-Vibrations-Syndrom (PVS). Ebendieses kennen nicht nur Ärzte, die sich angepiepst fühlen, obwohl sie gar nicht angepiepst worden sind, sondern auch die Technikbegeisterten unter den Kommunikationsfreudigen, die ein besonders inniges Verhältnis zu ihrem Es aufgebaut haben. Wie sehr das Phänomen um sich greift, zeigt eine jüngst von der Indiana University veröffentlichte Studie. Sie besagt, dass 89 Prozent der befragten Studenten mindestens einmal aller zwei Wochen Phantom-Vibrationen erleben und das umso häufiger, je stärker sie per SMS und Co. kommunizieren. Zwar sehen die Forscher im Ausmaß der geisterhaften Schwingungen einerseits Hinweise auf eine Sucht, andererseits jedoch keinen Handlungsbedarf. Denn die wenigsten, so schreiben die Wissenschaftler, em-pfänden Phantom-Vibrationen als störend. Das wird wohl erst der Fall sein, wenn das nächste Phänomen in Erscheinung tritt: PPVS, das Phantom-Phantom-Vibrations-Syndrom. Dann nämlich zuckt das geliebte Es tatsächlich in der Hose, aber man denkt, das sei nur eine Phantom-Vibration gewesen.

Von Ronny Strobel

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