Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen

Explizite Musik

Schon gehört?
Sie können sich Ihre Nachrichten jetzt auch vorlesen lassen. Klicken Sie dazu einfach auf das Play-Symbol in einem beliebigen Artikel oder fügen Sie den Beitrag über das Plus-Symbol Ihrer persönlichen Wiedergabeliste hinzu und hören Sie ihn später an.
Artikel anhören:

Auf ihrer ersten Single "Creep" lässt die britische Rockband Radiohead Sänger Thom Yorke völlig verzweifelt und zerrissen von einer Frau schwärmen. Er hält sich für einen Spinner, sie aber, sie schwebt wie eine Feder durch ihre schöne Welt. Wie ein Engel. Er hält sie nicht nur für etwas Besonderes, sondern für etwas "verdammt Besonderes".

Was sich im Deutschen unverfänglich anhört, ist im Englischen ein Problem. Weshalb es von dem Lied zwei Versionen gibt. In der Original-Version heißt "verdammt besonders" noch "fuckin' special", in der gesäuberten Variante dagegen "very special". Letztere Variante hat die Band mit Rücksicht auf die Sitten in den USA eingespielt. Denn etliche Händler dort weigern sich, Musik mit Schimpfwörtern und Kraftausdrücken zu verkaufen. Deshalb lassen viele Künstler in den Staaten nur "saubere" Versionen ihrer "expliziten" Originale vertreiben.

Genau das bekamen in den vergangenen Monaten viele Musikliebhaber zu spüren, die ihre Lieblingssongs in die Cloud ausgelagert haben, um über Dienste wie Google Music oder I-Tunes von überall aus Zugriff darauf zu haben. Weil das Hochladen in die Datenwolke viel zu lange dauert, gleichen die Anbieter die Musik auf einer privaten Festplatte mit Einträgen ihrer eigenen Datenbank ab und stellen die entsprechenden Pendants bereit. Das ging zuletzt recht häufig schief. Bestenfalls konnten Nutzer nur noch "saubere" Versionen hören, schlimmstenfalls waren "explizite" Stellen per "Piep"-Ton ausgeblendet, was nicht nur für Hiphop-Fans zum Piepen war, sondern im hymnisch besungenen "land of the free" auch ein Schlaglicht auf den Umgang mit der Freiheit des Wortes wirft.

Mittlerweile haben die Musikdienste auf die zahlreichen Beschwerden reagiert und die Bevormundung ihrer Nutzer bei der Wahl zwischen "expliziten" und "sauberen" Versionen gelockert. Das ist womöglich eine weisere Entscheidung, als man bislang selbst überblickt. Denn was sollte man wohl mit all den Songs tun, die auf implizite Weise Explizites sagen? Der deutsche Schlager gehörte verboten, Musik von Roland Kaiser wäre die reinste "Piep"-Show. Schließlich hat der auch mal eine Frau besungen, die er "verdammt besonders" fand - und dabei viel expliziter war als Radiohead. Auszug gefällig?

Ich wohn' in der Stadt nicht weit von hier / sagtest du wie nebenbei zu mir. / Und ich sah in deinen Augen, / die zur Schüchternheit nicht taugen, / dass du halten wirst, was du versprichst. / Joana! / Geboren, um Liebe zu geben. / Verbotene Träume erleben / ohne Fragen an den Morgen danach ..."

Von Ronny Strobel

Weitere Blog-Einträge

Icon zum AppStore
Sie lesen gerade auf die zweitbeste Art!
  • Mehr Lesekomfort auch für unterwegs
  • E-Paper und News in einer App
  • Push-Nachrichten über den Tag hinweg
Nein Danke. Weiter in dieser Ansicht.