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Puppentrick
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Schaufensterpuppen haben's schwer. Den ganzen Tag über stehen sie stocksteif in der Auslage und müssen sich anglotzen lassen. Neidvoll blicken Frauen mit Konfektionsgröße 54 auf die 36 hinter der Scheibe, verlangend starren Männer auf all die Hohlkörper im Handel und fragen sich, warum bei ihnen keine 36 auf dem Sofa sitzt.
Gut 150 Jahre geht das nun schon so. Doch ab sofort wird zurückgeglotzt. Einzelhändler in den USA und in Westeuropa haben die ersten Spione hinterm Schaufenster angeschafft. Für 4000 Euro pro Exemplar. Bei den Puppen handelt es sich um Polystyrol-Modelle des italienischen Herstellers Almax Spa. Sie sind mit einer Kamera und einer Gesichtserkennungs-Software ausgestattet, wie sie auch die Polizei einsetzt. Die Kamera erfasst das ungefähre Alter, das Geschlecht und die Hautfarbe von Passanten. Auf diese Weise sollen Ladeninhaber beispielsweise erfahren, wie anziehend die im Schaufenster ausgestellten Waren sind und wann wie viele Kunden in das Geschäft kommen. Denn grundsätzlich wissen viele Händler nicht, wie Kunden über einen Kauf entscheiden, wie sie sich durch ein Geschäft bewegen und was genau sie dort erwarten. Weshalb auch hierzulande Verfechter der Spionage-Puppe wie das Deutsche Institut für Marketing von Optimierungen in den Geschäften sprechen, "mit denen sich die Kunden wohler fühlen".
Ob das Kunden genauso sehen, die schon taxiert werden, noch bevor sie das Geschäft betreten? Datenschützer dürften die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, dient das "Puppentheater" im Schaufenster doch in erster Linie kommerziellen Zwecken und nicht etwa der Sicherheit, zum Beispiel um Ladendiebe abzuschrecken. Genau genommen müsste man also jeden Passanten um Einverständnis bitten, gefilmt zu werden. Hersteller Almax Spa beteuert, der Datenschutz werde eingehalten, weil letztlich zwar Gesichter gefilmt, aber nicht dauerhaft gespeichert würden. Eine recht zweifelhafte Sicht der Dinge. Doch geht es nach der Firma, dann soll die Spionage-Puppe bald auch noch hören können, was Passanten über die Kleidung der Schaufensterpuppe sagen. Fürwahr keine schöne Vorstellung. Aber allemal besser, als wenn es umgekehrt wäre.
Von Ronny Strobel
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