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Japaner auf Entzug

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Im Youtube-Kultvideo "David after Dentist" sieht man einen siebenjährigen Jungen im Auto seines Vaters sitzen. Die Welt um ihn herum dreht sich, er fühlt nichts, entsprechend benommen fragt David seinen Papa "Ist das hier das echte Leben?"

So skurril die Frage erscheint, so philosophisch ist sie inzwischen. Denn während Väter in den USA Reaktionen wie die des kleinen David auch heute noch erhalten, weil der Zahnarzt mal wieder zu viel Narkosemittel verabreicht hat, stellen japanische Kinder Fragen nach dem echten Leben aus ganz anderen Gründen. Für viele von ihnen ist die Realität virtueller Natur. Das Gesundheitsministerium hält eine halbe Million Jungen und Mädchen zwischen zwölf und 18 Jahren für internetsüchtig. Tendenz steigend.

Die Folgen sind beachtlich: Abgesehen vom Absturz bei ihren schulischen Leistungen leiden die Betroffenen unter Schlaf- und Essstörungen, entwickeln schlimmstenfalls sogar eine Depression. Deshalb sieht die Regierung Handlungsbedarf. So kündigte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums jetzt an, Programme zur Erforschung von Internetsucht aufzulegen und Betroffene gezielt auf Entzug zu setzen. Dazu sollen Fasten-Camps geschaffen werden. Dem Plan zufolge werden ?Insassen? in den Einrichtungen zu Aktivitäten im Freien und zum Mannschaftssport animiert, um sie aus der virtuellen Realität heraus in die wirkliche Wirklichkeit zu bringen - all dies mit psychologischer Unterstützung, wenn der Wechsel zu traumatisch ausfallen sollte.

Schon jetzt ist sicher, dass man auf viele Rückschläge gefasst sein muss, weil das "Suchtmittel" viel zu leicht verfügbar ist. Während man hierzulande Crystal-Abhängigen nach einem Entzug noch raten kann, in Regionen umzuziehen, wo die Droge schlecht oder gar nicht erhältlich ist, sind derlei Empfehlungen durch die Allgegenwart des Internets untauglich. Es sei denn,
Japans Jugend will ab sofort an den berühmten "weißen Flecken" aufwachsen - im Angebot wären da weite Teile Sibiriens, der Sahara oder das Grenzgebiet zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt.

www.freiepresse.de/david

Von Ronny Strobel

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