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Bedrohte Drohnen

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Das Örtchen Deer Trail ist ein unscheinbarer Flecken Erde im Herzen von Colorado. Keine Autostunde von Denver entfernt, durchzieht die Interstate 70 die 550-Seelen-Gemeinde. Es gibt drei Schulen, eine Bücherei und KGs Steinofen-Pizzeria. Und angeblich, so behauptet man dort, hat in Deer Trail das erste Rodeo der Welt stattgefunden.

Vielleicht ist Deer Trail ein besonders amerikanisches Stückchen Land. Man legt Wert auf Freiheit und Privatsphäre und ist gewillt, beides zu verteidigen. Notfalls auch gegen den Staat. So kommt es, dass ein Einwohner im Sommer bei der Gemeindevertretung einen Antrag stellte. Der Mann namens Phil Steel bat die Bürgervertreter darum, Deer Trail möge Jagdlizenzen für Drohnen ausgeben - jene unbemannten Flugobjekte also, die inzwischen auch bei Behörden aus Gründen der Sicherheit und Überwachung immer populärer werden. Und obendrauf solle es noch eine Abschussprämie von 100 Dollar für jede "erlegte" Drohne geben.

Phil Steel ahnte vermutlich in seinen kühnsten Träumen nicht, was er mit seinem Ansinnen auslösen würde. Denn seit sein Plan Schlagzeilen machte, kann sich die Gemeinde nicht mehr vor Anträgen auf Abschusslizenzen retten. Kämmerin Kim Oldfield hat inzwischen aufgegeben zu zählen. Noch bevor die Einwohner im November über das Vorhaben abstimmen werden, sind auf Oldfields Tisch gut 1000 Anträge samt Schecks in Höhe von 19.000 Dollar gelandet - mehr, als Deer Trail Einwohner hat. Colorados Cowboys wollen Drohnen schießen.

Mittlerweile sah sich die US-Bundesluftfahrtbehörde dazu genötigt klarzustellen, dass der Abschuss von Drohnen Menschenleben gefährdet, weil vom Himmel fallende Teile Unbeteiligte treffen könnten und derlei Schießwut straf- und zivilrechtliche Folgen hat. Phil Steel zeigt sich unbeeindruckt und hofft auf zahlreiche Unterstützer für die neue kommunale Jagdverordnung. Seine Privatsphäre will er sich von ein paar unbemannten Flugobjekten nicht nehmen lassen. Und selbst wenn bisher noch keine Drohnen am Himmel über Deer Trail gesehen worden sind, warnt er bereits vor leichtsinnigen Luftmanövern: "They fly in town, they get shot down." Auf gut Deutsch: Wenn sie fliegen, dann knallt's! So macht man das eben in Amerika.

Von Ronny Strobel

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