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Rache ist die Freude der "Kleinkarierten", heißt es. So gesehen muss sich hinter einem Widersacher des 17-jährigen Rafael Castillo aus der New Yorker Vorstadt Long Beach ein besonders mustergültiger Rächer verbergen. Castillo bekam vergangene Woche Besuch - von einer 70-köpfigen Spezialeinheit, SWAT genannt. Ein Anrufer hatte sich über ein Kontaktformular der Polizei im Internet als Rafael Castillo angegeben und erklärt, er habe soeben seine Mutter und seinen Bruder umgebracht - und gleich müssten noch mehr Menschen sterben.

Doch nichts davon stimmte. Während Rafael Castillo zockend vor seinem Rechner saß, fiel seine Mutter aus allen Wolken, als Panzerwagen, Hubschrauber, Schützen, Sanitäter und Unterhändler vor und über ihrem Haus auftauchten, um dem vermeintlichen Blutbad ein Ende zu bereiten. Ein Fehlalarm. Wie sich zeigte, hatte sich ein Gegenspieler von Rafael Castillo, der von dem 17-Jährigen zuvor im Online-Spiel "Call of Duty" besiegt worden war, wirkungsvoll revanchieren wollen, sich die Anschlussdaten seines Widersachers besorgt und seiner Familie die Polizei auf den Hals gehetzt.

Derlei Form der Rache ist in den USA leider kein Einzelfall. Die Polizei spricht von Swatting. Arglose Zeitgenossen sollen dabei von möglichst vielen Spezialkräften heimgesucht werden. Angeblich gibt es unter vernetzten Rächern ein Wertungssystem: Je größer das Aufgebot, umso mehr Punkte gibt es. Zu den prominenteren Opfern gehörten bislang schon Tom Cruise, Justin Bieber und Miley Cyrus. Polizeikommissar Michael Tangney blickte nach dem Swatting-Vorfall von Long Beach einigermaßen konsterniert in die Fernsehkameras. "Das ist eine weitere enorme Verschwendung unserer Ressourcen", sagte der Ermittler. Nachvollziehbar. Immerhin hat der Einsatz gut 100.000 Dollar gekostet. Geld, das der Swatting-Urheber zahlen muss, sobald er ermittelt ist. Das wäre dann eine andere Form von "Call of Duty" (Ruf der Pflicht). Oder wie ein Sprichwort aus Afrika sagt: Rache ist teuer.

www.freiepresse.de/swatting

Von Ronny Strobel

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