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Von Geistern und anderen Gefahren

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Die erste kleine Geschichte, mit der ich heute meinen Wochenrückblick auf die Randnotizen in den Protokollen der Gespräche mit Lesern beginne, ist ein Beleg dafür, dass mir eine ebenso turbulente wie nicht einfache Zeit bevorsteht: Als bekennender Nicht-Fußball-Fan freue ich mich auf die vielen Unterhaltungen mit Anrufern, die mit der Auswertung der Spiele bei der Weltmeisterschaft in Brasilien in den Berichten der "Freien Presse" nicht ganz einverstanden sind. Warum ich da so zuversichtlich bin? Ganz einfach: Die Fußball-Europameisterschaft vor zwei Jahren in Polen und in der Ukraine habe ich noch gut in Erinnerung.

Episode 1: "Ich habe für die Weltmeisterschaft ein Lied komponiert", sagte mir ein Leser und erzählte mir seine Geschichte:  Der Mann liebt Volksmusik und ist ein Fußballfan. Beides habe er jetzt kombiniert und einen "Fußball-Etappen-Song 2014 - gewidmet der deutschen Nationalmannschaft" schrieben. Seiner Ansicht nach werde der Song ein hohes Mitsingpotenzial vor dem heimischen TV-Gerät und bei Public Viewings haben. Das Lied bringt in sechs Strophen Spielsituationen auf den Punkt, die jedes schwarz-rot-goldene Herz höherschlagen lassen würden: Chance, Freistoß, Eckball, Elfmeter, Tor und Sieg. Ich enthalte mich jeden Kommentars, ein Urteil kann sich jeder selbst bilden, so hört sich der Fußball-Etappen-Song an.

Episode 2: "Glauben Sie nicht auch, dass es schon genug Gespenster auf dieser bösen Welt gibt und dass wir uns immer freuen sollten, wenn wir keinen davon begegnen?", fragte mich heute eine Leser und wartete darauf, dass ich seine Frage beantworte. Den Gefallen aber tat ich ihr nicht, denn die Erfahrung hat mich gelehrt, dass hinter solchen Anliegen oft ein Fettnäpfchen lauert, damit ich hineintrete. "Würden Sie mir bitte sagen, um welchen Artikel es Ihnen geht", erwiderte ich mit der Überzeugung, so auf keinen Fall etwas falsch zu machen. "Haben Sie heute etwa noch keine Zeitung gelesen?", schob der Anrufer eine zweite Frage hinterher, sein Ton dabei war noch drängender geworden, die nächste Stufe auf der nach oben offenen Ärger-Skala war offensichtlich erreicht. Und dann platze es aus ihm heraus: "Sie haben dieses unheimliche Fratzengesicht sogar zwei Mal im Blatt, auf der ersten und auf der Kulturseite. Ich habe die Zeitung zur Seite gelegt, ich werde sie nicht noch einmal anfassen." Das Gespräch war damit bald beendet. Die Auflösung: Der Mann hatte kein Verständnis dafür, dass wir unter den Überschriften "Eine Jugend in der Krise" und "Tische bemalen statt Raumschiffe bauen" gleich auf zwei Seiten über den Rapper Cro und sein neues Album berichtet haben; beide Male mit Foto.

Episode 3: "Ich saß am Tisch im Wohnzimmer in einem Sessel", sagte eine Leserin und erzählte mir ihre ganze Geschichte: "Auf einmal spürte ich etwas, was ich in meinem ganzen Leben noch nie so wahrgenommen habe; zuerst dachte ich, es sei nur so ein Vibrieren, vielleicht von mir selbst ausgehend, aber meine Hände zitterten nicht, bis es dann ordentlich rüttelte und ich auch dieses Geräusch hörte, wie ich es zuvor noch nie vernommen hatte. Und dann kam der Knall, fast gleichzeitig mit dieser Erschütterung. Mein lieber Mann, kann ich Ihnen sagen, da ging mir aber der (...)". An dieser Stelle breche ich die Schilderung aus nachvollziehbaren Gründen ab. Dieser Anruf war der fünfte von insgesamt sieben, in denen es darum ging, dass die Leser mir schildern wollten, wie sie das Erdbeben in der Region am vergangenen Samstag erlebt hatten. Wie diese Frau hatten vier weitere Leser erst aus der Zeitung erfahren, dass es sich bei dem, was sie wahrgenommen hatten, überhaupt um ein Erdbeben gehandelt hat. Diese Frau war aber eine Ausnahme, niemand sonst nannte mir diesen Grund für den Anruf bei mir: "Ich gebe Ihnen mal meine Nummer, man weiß ja nie, vielleicht kann man das bei künftigen Erkundungen oder Forschungen gebrauchen."

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