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Schlummerstunde

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Die Schlummersucht ist keine schöne Angelegenheit. Wer davon befallen ist, gilt nicht einfach nur als Schlafmütze. Vielmehr kann es passieren, dass Betroffene von der einen Sekunde auf die nächste einnicken, ohne dass es sich verhindern ließe. Und dann schlafen sie erst mal. Mitunter für Minuten.

Ohne Vorwarnung einzuschlafen ist kein schönes Gefühl. Es ist ungefähr so, als ob man ... die Internetseite der Bundeskanzlerin besucht. Da schläft einem nicht nur das Gesicht ein. Erst recht, wo jetzt die Unterschiede zutage treten. Es war noch vor seiner gestrigen Amtseinführung, da gab der neue US-Präsident Barack Obama bereits einen Vorgeschmack darauf, wie Regieren via Web aussehen kann. Als etwa Mitte Dezember im Netz um Vorschläge zur künftigen Gesundheitspolitik gebeten wurde, da dauerte es nicht lange, und 4000 Kommentare waren eingegangen, die Obama-Berater später auch noch beantworteten.

Die Seiten leben von der Beteiligung der Bürger. Sie können nicht nur Blogs und Spenderlisten einsehen, sondern sind auch angehalten, eigene Vorschläge zu drängenden Themen vorzubringen, die dann sogleich online diskutiert werden. Kurzum: Wo Obamas Webpräsenz Tatendrang und Offenheit ausstrahlt, versprüht die Homepage der Bundeskanzlerin den Charme einer Provinzfleischerei in der Uckermark: nicht viel los dort. Es gibt neben Videobotschaften gut abgehangene Reden und Interviews sowie Bilder alter Schinken auf Öl - Porträts der Merkel'schen Vorgänger aus der Gemäldegalerie des Kanzleramts. Man könnte glatt denken, Ottonormalbürger ist der Kanzlerin wurst. Das einzige jedenfalls, was Angela Merkel auf ihren Webseiten zuletzt von den Deutschen wissen wollte, war die Frage, was das Bild des Jahres 2008 gewesen ist. Aha! Da durfte der geneigte Nutzer aus zwölf spitzenmäßigen Motiven wählen: die Kanzlerin mit Silvio Berlusconi beim Austausch von Headsets während eines Gipfeltreffens, die Kanzlerin beim Bussi-Bussi mit Nicolas Sarkozy, die Kanzlerin bei einer Ruderbootpartie in Schweden ... Spätestens bei diesem Anblick werden die Lider schwer, der Kopf wird es auch, das erschlaffende Gaumensegel flattert im Sog der Atemluft - schnarrrch. Wenn man es bis dahin wenigstens schafft, sich nur ein wenig durch die Seiten von Obama und Merkel zu klicken, erschließt sich recht schnell die Botschaft im Umgang mit der wachsenden Webgemeinde:
Drüben ist nun der Bürger King, hüben gibt's weiter nur Fastfood.

www.change.gov
www.whitehouse.gov
www.bundeskanzlerin.de


Von Ronny Strobel

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