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Neue Trinkkultur
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Im Becher ertrinken mehr als im Meer, sagt ein Sprichwort. Was nicht selten daran liegt, dass man kein Maß kennt. Zwar empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, täglich mindestens anderthalb Liter Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Doch ganz ehrlich: Wer überprüft schon, wie viel er täglich in sich hineinbechert - und wer weiß, was an problematischen Substanzen wie Alkohol, Koffein und Zucker durch den eigenen Körper schwimmt? Vor den Wasserkopf (ab etwa sechs Litern Flüssigkeit pro Tag schwillt das Gehirn bedenklich an) hat die Natur bekanntlich die smirnoff?sche Leberzirrhose und das redbullige Herzrasen gestellt.
Firmengründer aus den USA liefern nach siebenjähriger Vorbereitung nun Antworten. Mit "Vessyl" bringen sie kommendes Jahr für rund 200 Euro eine Art mobile Gefäßerweiterung auf den Markt ? einen Becher, der weiß, was drin ist im Getränk. Dank diverser Sensoren kann "Vessyl" nicht nur sagen, wie viel Zucker, Eiweiß, Fett, Alkohol oder Koffein man gerade schluckt, in vielen Fällen erkennt das Gerät auch, um welchen Getränkehersteller es sich dabei handelt. Die Messwerte werden per Nahfunk an ein Smartphone übertragen und dank einer App übersichtlich angezeigt. Eine weitere Funktion erlaubt es, die Flüssigkeitsmengen und Brennwerte über den gesamten Tag zu erfassen und auf diese Weise individuelle Grenzen aufzuzeigen. Das soll zum einen vor dem Dehydrieren schützen und zum anderen für Menschen auf Diät von Vorteil sein - denn so sehr sie bei fester Nahrung auf bestimmte Substanzen zu verzichten wissen, lassen sie oft Getränke außer Acht und scheitern beim Versuch, abzunehmen.
Warum sich also nicht von einem Becher helfen lassen? Zumal er sämtliche Messungen völlig nüchtern und vorwurfsfrei auswertet. Ob es um Zucker geht oder um Zlatopramen und Zwetschgenbrand. Im zwischenmenschlichen Refugium hätte man da schon längst Sätze a la "Drei Schnäpse, vier Bier - Du säufst wie ein Loch! Warum hab ich Dich bloß geheiratet?" von seiner besseren Hälfte gehört. Wenn sie überhaupt noch da ist. Manchen bleibt ja nur das Loch.
Von Ronny Strobel
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