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Schmutzige Seiten
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Waren Sie heute schon im Internet? Wirklich? Dann haben Sie mit Sicherheit schmutzige Seiten angeklickt. Seien Sie jetzt bloß nicht beleidigt. Das ist völlig normal. Jeder von uns tut das. Und jeder kann sich rausreden, er habe von nichts gewusst.
Nehmen wir mal die Sachsen: Unter ihren populärsten zehn Suchwörtern bei Google fanden sich 2008 Dinge, die mit S beginnen und mit X enden. Nur mit Sex hatte es nichts zu tun. Vielmehr handelte es sich um Begriffe wie Sparkasse (Platz 8) und GMX (Platz 10). Dennoch: Allein der Umstand, dafür Google in Anspruch genommen zu haben, hat die Suche zu einer schmutzigen Angelegenheit gemacht. Denn jede Anfrage kostet 0,0003 Kilowattstunden Energie, was einem Kohlendioxid-Ausstoß von 0,2 Gramm entspricht. Haben die bei Google selbst ermittelt. Bei Abermillionen Anfragen pro Tag kann man sich leicht ausrechnen, dass so ein Suchmaschinenkonzern mit seinen riesigen Rechenzentren weltweit in Sachen Treibhauseffekt zu den größeren Luftverpestern zählt.
Es gibt Leute, die machen daraus ein Geschäft. Leute wie Alex Wissner-Gross. Der Physiker von der Harvard University bietet an, gegen eine monatliche Gebühr nicht nur den Energieverbrauch von Webseiten zu berechnen, sondern sie auch energieeffizienter zu machen. Lohn: ein Zertifikat über die "grüne" Webseite. Glaubt man Wissner-Gross, dann werden allein durch das Aufrufen einer einfachen Webseite pro Sekunde 0,02 Gramm Kohlendioxid in die Luft geblasen. Sind noch Videos oder Ähnliches eingebunden, steigt der Ausstoß gar um das Zehnfache. Das führt zu der absurden Tatsache, dass man beim Autokauf via Internet schon ordentlich Gas gegeben hat, ohne bereits Gas gegeben zu haben. Und weil die Internetbranche mit einem Anteil von zwei Prozent am globalen CO2-Ausstoß bereits genauso viel Kohlendioxid in die Atmosphäre pustet wie der weltweite Flugverkehr erzeugt, muss eine Frage erlaubt sein: Wann kommt eigentlich die Abwrackprämie für überladene Webseiten? 2500 Webmiles für jede Homepage, die mindestens neun Jahre alt ist und die vor megabyte-schweren tif-Grafiken, 44.1-Kilohertz-Wave-Dateien und Avi-Videos nur so strotzt. Schließlich hat sich im Internet inzwischen so viel Schrott angesammelt, dass da jemand mal ordentlich aufräumen muss. Zur Ergänzung ließe sich der Handel mit Verschmutzungsrechten gleich noch auf die Internetbranche ausdehnen. Denn machen wir uns nichts vor: So viele grüne Webseiten Leute wie Alex-Wissner Gross auch zertifizieren, das Netz wächst weiter - und mit ihr die Zahl der Dreckschleudern. In Großbritannien etwa wird dieses Jahr ein neuer Supercomputer in Betrieb genommen. Er soll einmal eine Billiarde Operationen pro Sekunde ausführen können, wird dafür aber jährlich so viel Strom verbrauchen wie 2400 Wohnhäuser und dadurch etwa 14.400 Tonnen Kohlendioxid ausstoßen. Ironie der Geschichte: Der Rechner gehört dem britischen Wetterdienst - und soll die Entwicklung des Klimas vorausberechnen.
Von Ronny Strobel
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