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Neuer Rekord: Eine Minute dort, elf Minuten hier

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Manchmal bin ich nach dem ersten Satz eines Lesers sprachlos, weil mir vor Schreck nichts einfällt, was ich auf seine mich in der möglichen Argumentation völlig entwaffnende Eröffnung erwidern könnte. Wie bei diesem Beispiel heute um kurz vor elf: "Ich würde mir wünschen, dass sich die Zeitung mehr der Objektivität verpflichtet fühlt", sagte die Frau und schwieg in Erwartung dessen, wie ich darauf reagieren würde. Dieser unterschwellig mitklingende Vorwurf war für mich nicht neu, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass Leser manchmal, wenn ihnen die in Kommentaren und Leitartikeln dargelegte Meinung nicht gefällt, weil sie eine andere beziehungsweise eine konträre vertreten, ein Problem damit haben, dass eben nur die eine Sichtweise in der Zeitung zu lesen ist.

Also frage ich für gewöhnlich nach, ob sie mir konkrete Beispiele für mangelnde Objektivität nennen können, weil ich ihnen dann - ebenso mit Bedacht wie ausführlich und leicht verständlich - erklären kann, dass die persönliche Meinung des Autors in einem normalen Bericht oder in einer Reportage nichts zu suchen hat, wobei es in Kommentaren und Leitartikeln gerade darauf ankommt, weil die Tageszeitung zu den wichtigsten Medien gehört, wenn es um die Meinungsbildung geht. Gleichzeitig weise ich immer darauf hin, dass es die Möglichkeit der Leserbriefe gibt, damit die Vielfalt der Meinungen eine Chance erhält, nicht weniger prägnant veröffentlicht zu werden. Der Leitartikel ist also nur ein Angebot, betone ich immer, sich mit einem Thema auseinander zu setzen und sich eine eigene, vielleicht sogar ganz andere Meinung zu bilden.

Während dieser zwei oder vielleicht auch drei Sekunden des Schweigens schossen mir diese Gedanken durch den Kopf, und ich hatte mich schon entschlossen, nach weiteren Hinweisen zu der mangelnden Objektivität zu fragen, als ich plötzlich die Idee hatte, mal etwas unverfroren zu sein und einen Versuch zu starten, also sagte ich: "Ich habe mir eine Notiz gemacht und werde den Chefredakteur darüber informieren, dass Sie angerufen haben. Kann ich noch etwas für Sie tun?" "Nein, das war's", sagte die Anruferin, bedankte und verabschiedete sich, bevor sie auflegte. Und ich kann einen neuen Rekord vermelden: Die Unterhaltung dauerte weniger als eine Minute, während ich elf gebraucht habe, hier in meinem Blog darüber zu schreiben; so groß war die Diskrepanz noch nie.

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