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Total blau

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Sprechen Sie den folgenden Satz dreimal nacheinander. Fehlerfrei bitte und so schnell wie möglich. Bereit? Also: "Blufft beim Blusenbläu'n der Bläuer, blüht dem Blender bleiern Feuer."

Na, geschafft? Dann sind Sie bereit für dieses Netzgeflüster. Wir machen nämlich heute blau. Warum? Weil die ganze Welt blau macht. Wir wissen noch nicht, ob es nur so eine Phase ist. Wie damals bei Picasso. Aber wir fürchten, dass es schlimmer kommt. Für uns und für den Planeten - den blauen. So schlimm, dass sich all unsere Hoffnungen in einer Farbe manifestieren.

Blau, das waren früher vielleicht die Jeans, das FDJ-Hemd und Heinos Enzian. Aber jetzt, da kann man sich gar nicht mehr retten vor dem Blau. Es blüht wie die Algen um uns herum und dringt in unser Leben, dass wir alle irgendwie Blaublüter sind. Es gab Zeiten, da versuchte man uns in Sachen Umweltverträglichkeit nur mit dem Blauen Engel ein reines Gewissen zu machen. Bis sich eines Tages irgendein Werbefuzzi daran erinnert haben muss, dass Blau in der Kunst für Sehnsucht steht. Nun sehnen wir uns alle nach einem sauberen Planeten und haben den Salat, oder besser: das Blaukraut.

Nehmen wir mal die Automobilindustrie. Bei VW heißen spritsparende Modelle BlueMotion, bei Hyundai blue drive. Und Mercedes schickt sich sogar an, emissionsfreie Motoren unter dem Namen Blue Zero auf den Markt zu bringen - also "Blaue Null". Fahrer solcher Autos sollten es strikt vermeiden, diese zwei Worte bei Verkehrskontrollen zu erwähnen. Jetzt, wo immer mehr Polizisten keine grünen Uniformen mehr tragen, sondern blaue. Die Beamten könnten es missverstehen.

Aber die Fahrt ins Blaue, sie endet nicht in der Autoindustrie. Sie hat auch die IT-Branche erfasst. BluRay und Bluetooth - das ist alles Kikifax, nachdem jüngst umweltfreundlichere Mobiltelefone angekündigt worden sind. Samsung zum Beispiel will in der zweiten Jahreshälfte - Sie ahnen es - ein blue earth phone auf den Markt bringen. Es soll mit Solarenergie betrieben werden. Legt man das Gerät ein paar Minuten in die Sonne, lädt sich der Akku auf und man kann quatschen, ohne auf eine Steckdose angewiesen zu sein. Ein Experte von Greenpeace hat gegenüber dem Online-Dienst heise.de unlängst Zweifel angemeldet, ob die Hersteller uns nicht das Blaue vom Himmel versprechen. Zum einen besteht vor allem in hiesigen Breiten kein Steckdosenmangel, zum anderen sind die Solarakkus nach vergleichsweise wenigen Ladezyklen schrottreif. Blauäugig ist also, wer sich sofort auf vermeintlich umweltfreundliche Geräte stürzt. Aber dank Klimawandel scheint die Gelegenheit günstig, den Verbrauchern ökologisches Gewissen einzubläuen: Wir warten schon gespannt auf die erste Energiespar-Linie des Smartphone-Herstellers RIM, der seine Geräte dann nicht mehr Blackberry nennt, sondern Blueberry. Zeit wird es auch für den ersten Quantencomputer, der nicht mit Strom betrieben wird, sondern mit Licht - mit Blaulicht. Code-Name: Tatütata.

Apropos Tatütata: Das ist das Stichwort für den Autoren dieses Beitrags, sich ärztlich behandeln zu lassen. Er hat den Blues.


Von Ronny Strobel

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