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Weshalb gehe ich das 5. Jahr in Folge in die Kavangoregion, ...?
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... und es ändert sich anscheinend doch nichts?
Aus meinen Berichten entnehmen die Leser oft Hoffnungslosigkeit, da sich anscheinend nichts ändert. Es steht mir nicht zu, das traditionelle Leben im Dorf zu verändern. Erleichterungen für die Menschen, wie endlich Zugang zu Wasser und Elektrizität sind aber dringend notwendig.
Ich persönlich will den Kindern, angefangen bei den Kleinsten in der Vorschule, zu einer guten Schulbildung verhelfen. Viele Erwachsene im Dorf sind Analphabeten, konnten keine Schule besuchen. Sie mussten als Kind jederzeit mit auf dem Feld arbeiten oder das Vieh hüten.
Die Kavangos, bestehend aus 5 verschiedenen Stämmen, leben in einer jahrhundertelangen Tradition in sogenannten "erweiterten Familien" in ihren Sippen. Groß- oder Urgroßmütter und -Tanten kümmern sich um ihren Nachwuchs, während, wenn nicht von einer Krankheit dahingerafft, die arbeitsfähigen Mütter und auch Väter weit entfernt einer Arbeit nachgehen oder sich als Tagelöhner anbieten und nur einmal im Jahr nach Hause zur Familie kommen. Wo gibt es das noch in unserer Gesellschaft, dass Weihnachten alle Geschwister zu Hause bei der Mutter (d.h. matrilinear) feiern, in MATERIELL ärmster Umgebung? Die Sippe singt und tanzt gemeinsam, auf Äußerlichkeiten wie Festtagsbraten u.ä. kommt es hier bisher nicht an. "Wir essen zu Weihnachten Milipap (Maisbrei), wenn wir haben", bekomme ich immer wieder auf meine Frage zur Antwort.
Nur ein geringer Prozentsatz der Erwachsenen findet in der nahegelegenen Stadt Rundu eine Arbeit und kommt selbst bei 20 km Entfernung nicht jeden freien Arbeitstag nach Hause zur Familie, um das Fahrgeld zu sparen. Im Weinanbaugebiet der Karasberge, in der Mine, auf Farmen, in Lodges, überall kann man unterwegs auf Kawangos treffen, die häufig eine 6- oder 7-Tage-Arbeitswoche haben. Sie eignen sich gut, sind schwere Arbeit gewohnt und murren nicht. Ähnlich gefragt sind die Masaai in Tansania als Sicherheitskräfte, weil sie groß und kampferfahren sind.
Ich beobachte bei den Kindern wiederholt: heranführen an die Arbeit schadet keinem. Wir leben um zu arbeiten und arbeiten nicht um zu leben. Die Kleinsten hier in der Kavangoregion fegen den Hof oder gehen mit der Hacke um als hätten sie es schon immer getan. Ein Vierjähriger läuft mit seinen Geschwistern kilometerweit zum Fluss, um dort zu baden und trägt wie alle anderen auch einen Wasserkanister nach Hause. Die Kleinkinder mixen wie unsere Kinder im Sandkasten ein Konglomerat für ihre Hütte und pappen es spielerisch als Mörtel für die Hauswand zwischen die Dächer tragenden Äste. Nach dem nächsten Hochwasser werden die ausgespülten Löcher wieder zugestopft.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich bin gegen jegliche Kinderarbeit, und es ist dringend notwendig, dass die Kinder zur Schule gehen. Aber indem die Babies auf dem Rücken der Älteren bei jeder Arbeit dabei sind, lernen Sie alle Tätigkeiten quasi im Schlaf. Die Kinder sind nicht mit Spielzeug verwöhnt. Ihre täglichen Tätigkeiten sind für sie Spiel, sie werden zu nichts gezwungen. Am Nachmittag treffe ich Kinder mit selbstgebastelten Fußbällen oder aus Draht gezauberten Autos an.
Marcus, mein Begleiter, kennt im Dorf jede Familie und deren spezielle Situation. Er arbeitet sozusagen als Sozialarbeiter mit dem Dorfältesten, der Schule und den Familien zusammen. Keine Familie kann es sich deshalb leisten, sein Kind nicht zur Schule zu schicken. Auch spricht er die Familien an, ihre Kinder mit 4 Jahren zur Vorschule oder in den Kindergarten zu schicken.
>> Zur Bildstrecke: 11. Hilfseinsatz in Namibia
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