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Maschinenmensch

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Computer sind intelligent. So intelligent, dass sie Arbeiten erledigen und manchmal sogar Botschaften mitteilen. Und das bringt einige Menschen dazu, ihre geliebten Maschinen aufzuhängen, zu vierteilen oder standrechtlich zu erschießen. Denn wenn der Bildschirm spricht, sagt er oft genug Dinge wie "Die Speichersteuerblöcke wurden zerstört" oder "Nicht vorhandener Fehler aufgetreten". Das tut weh.

Dann ist oft "Rage against the Machine" angesagt, rasender Zorn auf die Maschine - in dem Fall aber so ganz ohne musikalischen Hintergrund. Obwohl für manche PC-Rasende die Musik der gleichnamigen amerikanischen Metal-Band durchaus passend erscheinen mag.

Ein 68-Jähriger aus dem norditalienischen Triest hat Anfang Juli wieder einmal bewiesen, wie es geht: mit fünf gezielten Schüssen aus seiner Pistole Kaliber 22 streckte er den unwilligen Datenverarbeiter nieder. Ähnlich einmal ein Mann aus der Bütersworthstraße in Hannover. Nach durchwachter Nacht - und mehreren Abstürzen - schmiss er seinen Computer laut Polizeibericht einfach aus dem Wohnzimmerfenster.

Die Bandbreite der Strafmaßnahmen gegen die vermeintlichen Helfer der elektronischen Hölle ist unbegrenzt. "Technology Related Anger" heißt das Phänomen - technikbedingte Wut. In den Niederlanden ist es bereits als Berufskrankheit anerkannt.

Der Mensch leidet also. Dazu wird seit einiger Zeit geforscht. Anscheinend rührt der Ärger daher, dass wir unsere Maschinen zu sehr vermenschlichen. Die Universität von Maryland hat bereits eine Webseite erstellt, die computergeplagten Fast-Amokläufern Linderung verschaffen soll. Mit Bildern und Videos. Da werden Mäuse unterm Bunsenbrenner gebraten, es gibt Rezepte für die geeignete Zubereitung einer Festplatte oder auch die Anleitung fürs Zerdeppern der Tastatur mit dem Vorschlaghammer. Nicht nett? In der Tat. Aber wirkungsvoll, davon sind die Forscher überzeugt. Frust ablassen, indem andere den Bösewichten vor aller Augen ordentlich zu Leibe rücken. Ob das funktioniert? Nicht ohne Schwierigkeiten. Mein Computer weigerte sich jedenfalls strikt, die Seite zu besuchen. "Datei enthält keine Daten", hieß es. Gelogen! Purer Selbstschutz einer herzlosen Maschine. Doch als ich meinem widerspenstigen Gerät anhand einer zertrümmerten Kaffeemaschine zeigte, was ihm bei Ungehorsam blüht, lief es plötzlich tadellos. Fragt sich, wen die Internetseite am Ende zur Vernunft bringt. Mensch oder Maschine?

http://lap.umd.edu/computer_rage/venting.html

Von Hannah Metzger

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