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Ich klage an
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Ich bin auf der Rückreise und habe mir schon die zweite Nacht meinen Schlafplatz auf der Dachterasse des Backpcker-oder zu deutsch Rucksackhotels "Chameleon" eingerichtet. Im Zimmer ist es zu warm und außerdem stören mich die Mücken drinnen mehr als draußen. Der Betonfussboden, nur mit einer Decke und Badetuch bedeckt, federt leider nicht nach. Ich zwinge mich zu schlafen. Aber zu viel Erlebtes aus den letzten Wochen ist noch nicht verarbeitet. Immer wieder öffne ich die Augen, um den Sternenhimmel zu genießen und mich damit abzulenken
Ein großer Wermutstropfen bei meiner Tätigkeit in Namibia ist die schlechte Versorgung der Schüler mit nötigen Schulbüchern und Schulmaterial. Wenn ich mit Schülern der oberen Klassenstufen zusammen sitze, äußern sie immer wieder den Wunsch nach Lehrbüchern.
Für die Prüfungsvorbereitung der 10. Klasse in diesem Schuljahr hatte ich zum Beispiel im Oktober 2013 sechs Sätze, in die sich 42 Schüler einteilen müssen, je 15 verschiedene Studienbücher bei NAMCOL bestellt. Nur 37 von 90 bestellten Büchern waren bei NAMCOL in Rundu vorrätig. Nicht einmal bis zum Schulstart im Januar bekamen wir die restlichen bestellten Bücher aus Windhoek geliefert, die für den ersten Schulabschnitt benötigt werden. Im April, also zu Beginn des zweiten Term konnte Marcus, aktives Gemeindemitglied von Mayana, weitere Bücher meiner Bestellung abholen, aber bis dato haben wir noch nicht alle und die Abschlussprüfungen sind inzwischen vorüber. Ich frage mich, wie sollen die Schüler bessere Leistungen erzielen, wenn sie nicht einmal Lehrbücher zur Verfügung haben und auf den teils monotonen Vortrag des Lehrers angewiesen sind. Fragen der Schüler sind meist unerwünscht. Die Negativquoten der Prüfungsergebnisse weisen auf diese Missstände hin.
Wäre es nicht möglich, die Schulbücher als PDF-Dateien zur Verfügung zu stellen, damit jedem Schüler der Zugang zu den dringend notwendigen Büchern gewährt wird? Dann könnten wir die benötigte Anzahl der Bücher für die Schüler kopieren. Des weiteren finde ich es als sehr befremdlich, dass es in Rundu, in der Haupstadt der Kavangoregion keinen Zugang zu allgemeiner Literatur gibt. Es gibt keine Buchhandlung und der Internethandel ist nur über die Bestellung mit Hilfe eines dritten Landes möglich, wobei immense Transportkosten hinzukommen. Ich kenne viele Kinder, die gern englische Literatur lesen möchten. Damit könnten sie gleichzeitig ihre Englischkenntnisse vertiefen und wären nicht nur auf den teils fehlerhaften Text in der Schule an der Wandtafel angewiesen.
Warum haben die Lehrer ihre Englisch-Hausaufgaben nicht gemacht nach der wohl im Jahr 2011 oder 2012 vom Bildungsministerium für alle in Namibia lehrenden Kräfte angeordneten Englischprüfung, wo über 65 % die Prüfung nicht bestanden hatten. Oder wie soll ich die Lehrergewerkschaft NANTU verstehen, wenn sie sich jetzt vor ihre Lehrer stellt und die erneut angeordnete Prüfung zum Nachweis aufgeholter besserer Kenntnisse verweigert?
Mit dem Buchhändler eines Antiquariats in Windhoek nahm ich auf meiner diesjährigen Anreise Kontakt auf. Ich bestellte bei ihm einen Karton voll Jugendliteratur, die er mir kostenfrei überließ. Nur die Versandkosten nach Rundu per Kurier hatte ich zu tragen. "Und nächstes Jahr kommen Sie wieder, da stellen wir erneut einen Karton englisch sprachiger Literatur für Ihre Schüler zusammen. Aber mit Schulbüchern lassen Sie mich in Zukunft bitte in Ruhe," sagte er mir heute zum Abschied. "Es ist zu chaotisch in Namibia, damit beschäftige ich mich nicht mehr."
Wir im Mayana Mpora Projekt wollen nicht aufgeben und bemühen uns, so weit wie möglich unsere Schüler mit unseren Mitteln zu unterstützen. Geld ist dabei nicht alles, aber z.Bsp. nötig für die 138 Englischwörterbücher, die ich während meines letzten Einsatzes nur durch Hilfe großzügiger Sponsoren kaufen konnte. Ich sage Danke an alle, die mich immer wieder unterstützen und ohne die ich hier in Namibia nicht agieren könnte.
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