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Weisheit ist keine Frage des Alters

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Lange schon weiß ich, dass es diese Differenz gibt: Zwischen dem durchschnittlichen Alter der Leser, die mich anrufen, nachdem sie etwas in der Zeitung gelesen haben, was ihnen nicht gefällt oder wozu sie etwas zu sagen haben, und der Leute, die meinen Blog lesen, weil sie überwiegend oder sogar ausschließlich das Internet einschließlich der sozialen Netzwerk nutzen, um sich zu informieren oder sich eine Meinung zu bilden, liegt mindestens eine Generation, vermutlich sind es eher zwei. Gerade weil ich mir darüber im Klaren bin, finde ich es manchmal ganz wunderbar, wenn ich hier in meinem Blog den Standpunkt eines Vertreters der Generation "70plus" erläutere, weil ein Anrufer mir aufgetragen hat, diesen den Kollegen in der Redaktion mitzuteilen, damit sie mal einen Bericht darüber schreiben können, und wenn ich dann die Reaktionen der vermeintlichen Altersgruppe "40minus" darauf (beispielsweise in Kommentaren) lesen kann. Manchmal muss ich schmunzeln, manchmal wundere ich mich, manchmal kommt auch Ärger in mir auf. Heute will ich es mal drauf anlegen und zitiere wörtlich einen 84-jährigen Leser.

Der Leser ist dieser Ansicht: "Vielen jungen Leuten wird durch emotionale Aufheizung der Verstand getrübt. Sie tun dann Dinge, die ein normaler Mensch nicht tut." Erklärend ergänzen möchte ich, dass er sich bei mir gemeldet hatte, weil er etwas sagen wollte zu Berichten über die Unterstützung und den Zulauf extremistischer religiösen Gruppen wie beispielsweise den sogenannten "Islamischen Staat". Seiner Weltanschauung zufolge müsse man die wahren Ursachen für diese "emotionale Aufheizung" vieler jungen Erwachsenen beseitigen, wozu er unter anderem "keine Ausgrenzung, keine Diskriminierung soziale Einbettung und Chancengleichheit" zählt.

Zuerst habe ich gedacht: Die Distanz des alten Mannes zur Realität der Umstände, mit denen sich junge Leute arrangieren und mit denen sie zurechtkommen müssen, ist viel zu groß, als dass er sich dieses Urteil und die Schlussfolgerung erlauben dürfte. Dann habe ich mich gefragt: Spricht in den Worten des 84-Jährigen nicht auch die Lebensweisheit, die eben nicht eine Frage der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Generation ist, sondern aus den Erfahrungen bei der Bewältigung der Herausforderungen eines Lebens an sich resultiert? Darf man solche Erkenntnisse und Standpunkte einfach abtun mit dem Hinweis, dass der Mensch nichts versteht von dem, wozu er sich äußern möchte, nur weil er eine zu große Distanz dazu hat?

Bei den Antworten, die ich auf diese Fragen für mich selbst gefunden habe, haben mir unter anderem diese zwei besonders gut gefallen: Auch wenn es nur kleine Bausteine dafür sind, kann es niemals verkehrt sein, Brücken zu bauen zwischen den Menschen unterschiedlichen Alters und Erfahrungshorizonte, weil man für das Lernen und Erkennen niemals zu alt oder zu jung ist. Außerdem möchte ich genau daran denken, wenn ich künftig überlege, zu welchen Themen ich hier in meinem Blog etwas schreiben möchte.

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