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Ärmer geht es fast nicht

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Bernita (7 Jahre) lebt gemeinsam mit ihrer kleineren Schwester Bellafine unter ärmsten Bedingungen bei ihren Großeltern in der Kavangoregion auf namibischer Seite im Dorf Mayana. Häufig gehen sie hungrig zu Bett. Ihre Mutter zieht es vor, mit ihrem neuen Partner, der die Kinder nicht mag, in der Kavangoregion auf angolanischer Seite zu wohnen. 

Die Einwohner der Kavangoregion wohnen problemlos zu beiden Seiten des Flusses, also in Angola oder Namibia, was jetzt wieder bei der Wahl zu großen Problemen geführt haben könnte. Sie akzeptieren die politischen Grenzen nicht, die während der Aufteilung in Europäische Kolonien buchstäblich mit dem Lineal gezogen wurden und nach wie vor Bestand haben. Die Menschen fühlen sich nicht der Regierung sondern ihren Stämmen zugehörig, ihren Häuptlingen oder wie bei den Shambyu's ihrer Königin. Sie haben sich zwischen 1750 bis 1800 zu beiden Seiten des Kavangoflusses angesiedelt. 

Zum Kraal der Großeltern von Bernita gehören drei Hütten, in einer schlafen die Großeltern, in einer anderen die beiden Kinder. Die dritte nach vorn geöffnete Hütte fungiert als Küche. Während der Regenzeit im Sommer, also gerade jetzt in der Weihnachtszeit regnet es durch das Dach. Die Kinder frieren, sie besitzen keine Decken. 

Bernita ist ein zerbrechliches, feinsinniges Mädchen. Sie holt Wasser vom Fluss aber hat mit sieben Jahren noch nicht gelernt, ihre Wäsche zu waschen und Essen zu kochen. Ich spüre, dass das Mädchen sich mit ihrer schmutzigen Schulkleidung nicht wohl fühlt. Ich bringe der Großmutter eine große Packung Kaltwaschpulver und bitte sie, mit Bernita gemeinsam am Fluss die Wäsche zu waschen und dringend auf Sauberkeit der Schulkleidung zu achten. Wenn ich die Familie zu Hause aufsuche, was ich hier wegen offensichtlicher Probleme absichtlich häufiger tue, sind die beiden Mädchen meist allein und Bernita ist mit Malen oder Schreiben beschäftigt, was bei anderen Kindern eher ungewöhnlich ist. 

Während unserer Loom Band Party, zu der ich Kinder der unteren Klassenstufe eingeladen hatte, bat ich die Kinder einen Brief an ihre Sponsoren zu malen bzw. zu schreiben. Viele Kinder sind unsicher, was soll ich malen oder schreiben. Ganz anders ist Bernita, die kleinste und schmächtigste in der Runde, sie malt mit sichtlichem Eifer ein Steinhaus mit Fenstern und einem ordentlichen Dach, in der Stube befindet sich ein richtiges Bett. Auf der einen Seite des Hauses malt sie sich und ihre kleine Schwester, auf der anderen Seite eine Blume mit Wurzeln und Ähren, an denen Körner heraus rieseln. Ein großer Baum mit einem spitzen Dorn am Stamm und mit grüner Krone trägt schöne Affenorangen, die zum Teil schon herunterfallen, eine Banane hängt ebenfalls an diesem Baum. Neben dem Baum regnet sich eine schöne Wolke ab. Ganz wichtig für Bernita auf ihrer Zeichnung ist ein großer Holzmörser, der mit Getreidekörnern gefüllt ist. Die Körner werden im Mörser zu Mehl gestampft. Als letztes hat Bernita ein dreiachsiges Auto gemalt mit einem Ersatzrad am Heck. Auf dem Dach und der hinteren Ladefläche befinden sich Pakete. Der Fahrer des Autos führt das Lenkrad, zwei weitere Insassen sitzen dahinter. 

Warum halte ich gerade heute am 1. Advent dieses Bild in meinen Händen? Es macht mich besonders betroffen. Bei uns in Deutschland herrscht mit Eröffnung der Weihnachtsmärkte bereits eine festliche Stimmung. Die immer wieder gespielten Weihnachtslieder verfehlen nicht ihre Wirkung. Wir verfallen in Weihnachtsgeschenke-Kaufrausch. Den Handel freut's. Die vielen Kinder, die hungern und frieren, auch in unserem Land, bleiben außen vor. Die Armut ist doch so weit weg!

 

 

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