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Linzer Stolz

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Österreicher sind nicht immer zu beneiden. Sie spielen meistens den schlechteren Fußball. Sie ersinnen bisweilen nervtötende Lieder ("Live is live"). Sie sagen nicht Popel, sondern Rawuzel. Kurzum: Viele Menschen wären lieber Özil statt Ösi - wenn es da nicht Linz gäbe. Linz, dieses beschauliche Fleckerl Erde an der Donau, Europas Kultur- und Oberösterreichs Landeshauptstadt. Linz, das ist nicht nur Torte. Linz, das ist allererste Sahne, das ist Schlagobers.

Ein gewisser Adolf H. wollte dort seinen Lebensabend verbringen. Gut, dass er sich letzten Endes für den Führerbunker in Berlin entschied. Alles andere wäre der Untergang für Linz gewesen - eine Stadt, die den Piefkes jetzt zeigt, wo der Hammer hängt. Linz stellt nämlich jedem Bürger ab 14 Jahren einen Zugang ins Internet bereit, inklusive einem Gigabyte Speicherplatz, fünf E-Mail-Adressen und einem Postfach mit einer Größe von 100 Megabyte. Die Stadt hat dazu einen öffentlichen Zentralrechner eingerichtet, auf den knapp 165.000 Einwohner zugreifen können. Ergänzt wird das Angebot um diverse nützliche Programme und Einführungskurse an der Volkshochschule. Und damit auch wirklich jeder ins Internet findet, betreibt Linz ein Funknetzwerk, das sich über 120 Stationen in der Stadt verteilt und kostenlos nutzbar ist. Das ist clever. Oder auf gut Österreichisch: ausg´schwabt. Ganz anders läuft das diesseits der Alpen ab. In Berlin. Schon lange wurde dort über ein in der Innenstadt für jedermann nutzbares kostenfreies Funknetzwerk diskutiert. 5000 Router sollten installiert werden, zum Beispiel an Ampeln und Laternen, bis im Sommer plötzlich Sicherheitsbedenken laut wurden. Grund: Die Geräte könnten die Verkehrselektronik beeinträchtigen und das Stadtbild verschandeln. Huch! Zuletzt wollte die Senatsverwaltung deshalb tatsächlich für jeden der 5000 Einwahlknoten eine Einzelgenehmigung erteilen. Das kann dauern. Und dabei dachte man immer, preußische Dienstbeflissenheit wäre dem Habsburger Amtsschimmeltum überlegen. Von wegen!

In Linz denken sie jetzt wahrscheinlich, die Piefkes sind "wie nicht gscheit". Und haben damit auch noch recht. Das wird Berlins Stadtoberen hoffentlich noch klar. Spätestens dann, wenn der US-Präsident das nächste Mal zu Besuch kommt. Denn Barack Obama hat die Bedeutung des Internets für die Teilhabe der Bürger erkannt - und wird das den Paragrafenreitern an der Spree schon ins Stammbuch schreiben, wenn er erklärt: "I take pride in the words: Ich bin ein Linzer!"

Von Ronny Strobel

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