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Das Wasser steigt und mir schwillt der Kamm

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In den letzten zehn Tagen ist der Okavango um 60 cm angestiegen. Die Flutebene füllt sich rasant. Die Lodge ist nur noch mit dem Boot erreichbar.
Mit Marcus besuche ich trotz aufwändiger Wege die Mayana- und Kayengonaschule. Ich möchte sehen, ob für die Kinder endlich Maisbrei gekocht wird. Ich war bei meiner Ankunft aus Deutschland so entsetzt, dass die Schulen trotz ihres seit Jahren groß propagierten Programmes "Schulspeisung für alle Kinder", wieder kein Maismehl haben. Eine Lehrerin bot sich an am Nachmittag mit uns nach Rundu zu fahren, um für ihre Schule 150 kg Maismehl, 12 Liter Öl, Zucker und Salz kaufen zu können. Es gibt leider bis heute in Rundu, der angeblich zweit größten Stadt Namibias, keine Leihfahrzeuge und 760 km von Windhoek aus möchte ich nicht allein auf der Landstraße unterwegs sein.
Resigniert, aus Frust und auch unfähig, entsprechend schlagfertig zu reagieren, übergab ich nach der "Taxi"-Fahrt besagter Lehrerin ein eingefordertes Taschengeld, nachdem ich ihr schon bei Antritt unserer Fahrt großzügig 200 N$ für Benzin gab und ihren und Marcus' großen Hunger stillen half. Die zusätzlich an sie geborgten 100 N$, um ein Schnäppchen im Supermarkt kaufen zu können, werde ich wohl nicht wieder sehen. Ja, die gut bezahlten Lehrer besitzen eine Woche vor der Gehaltszahlung kein Geld mehr. Wäre die Lehrerin ohne meine Hilfe an diesem Tag verhungert? Mir blieb sprichwörtlich die Spucke weg. Ich wollte dieses Geschehen für mich behalten. Vielleicht hilft es meine Enttäuschung hier in meinem Blog abzureagieren. Hätte ich Valerie, der Wirtin der Lodge, von dieser Dreistigkeit berichtet, sie wäre explodiert.
Am Nachmittag kommen trotz Flut alle Frauen der Handarbeitsgruppe zur Lodge. Sie sind knietief durch das fließende Wasser gewatet, um in der Lodge die Patchworkdecken zu fertigen. Die Quadrate für die Decken stricken oder häkeln Frauen in Deutschland und die inzwischen 87-jährige Pietje aus den Niederlanden. Vielen Dank an all meine fleißigen Helfer. Die meisten Decken werde ich später an alte Frauen austeilen, die sich um die Kinder kümmern, deren Mütter, soweit noch am Leben, meist weit entfernt auf einer Farm arbeiten. Die Frauen der Handarbeitsgruppe erhalten für ihre Arbeit von mir Nahrungsmittel.

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