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Erziehung: Mit Kids zum Einkaufen
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Heute war ein guter Tag. Soll heißen: Zu den insgesamt elf Gesprächen, die ich heute zwischen zehn und zwölf mit Lesern geführt habe, zählten auch drei, in denen es zu einem echten und in diesem Sinne (auch für mich) fruchtbaren Gedankenaustausch zwischen mir und den Anrufer gekommen ist. Ich betone das deshalb, weil es seit Wochen eher die Regel ist, dass ich mir anhöre, was mir die Leute zu sagen haben, weil sie mir ihre Meinung zur Flüchtlings- und Asyldebatte mitteilen wollen, und ich ihnen dann zusage, meine Kollegen in der Redaktion über ihre Haltung zu informieren. Und dass mache ich auch. Allerdings möchte ich mich jetzt darauf beschränken, diese drei Themen von heute hier nur kurz vorzustellen, weil eine ausführliche Erörterung den Rahmen meines Blogs sprengen würde, und mich darauf zu beschränken, den Beweggrund kurz zu erläutern, warum die Leser mich angerufen hatten. Also:
Die erste Anruferin hat mir von ihrem Sohn erzählt, der Polizist ist und zurzeit ununterbrochen und teilweise in Schichten ohne richtige Erholungspausen im Einsatz ist bei Demonstrationen in Zusammenhang mit der Ankunft und der Unterbringung von Flüchtlingen. Der Leserin ging es nicht darum, dass der junge Mann viel arbeiten muss und deshalb manchmal ziemlich erschöpft ist. "Das gehört vermutlich zu dem Beruf dazu, darüber beschwert er sich auch nicht", hat sie mir erzählt. Vielmehr sei es die psychische Belastung angesichts des Themas und seiner eigenen Einstellung dazu, die ihren Sohn so zu schaffen mache, dass er kaum noch abschalten und sich ausruhen kann zwischen den Einsätzen. "Seine Seele leidet, ich spüre das ganz genau", hat die Frau in der Leitung mir noch verraten. Wir haben uns eine ganze Weile über dieses Thema unterhalten, und ich habe ihr unter anderem gesagt, dass auch Polizisten die Möglichkeit zu einer Supervision erhalten müssten. "Bei der Polizei?", formulierte sie mir ihre Antwort als Suggestivfrage.
Auch bei dem zweiten Gespräch war das eine und deshalb offensichtlich unser Land bestimmendes Thema der Auslöser für den Anruf dieser Leserin: "Meine Schwiegertochter zur Daz-Lehrerin verdonnert worden, obwohl sie darüber hinaus eine eigene Klasse hat und sich jetzt überfordert fühlt und gar nicht weiß, wie sie sich vorm Burnout schützen soll", erklärte mir Frau in der Leitung und nannte mir, nachdem ich sie darum gebeten hatte, mit "Sachsen bildet weitere Lehrer aus - Deutsch als Zweitsprache für Flüchtlingskinder" die Überschriften eine Artikels heute auf der Seite Sachsen. Und damit war dann auch für mich klar, wofür die Abkürzung "Daz" steht. Das Problem sei, meinte die Anruferin weiter, dass sich die junge Frau, die gerade erst ihr Studium beendet hat und sich eigentlich auf den Berufseinstieg gefreut hatte, völlig überfordert fühle, aber mit diesem Argument bei den verantwortlichen in der Bildungsagentur auf taube Ohren gestoßen sei. Dort habe sie auch erfahren, dass sie für den Daz-Unterricht ausgewählt worden sei, weil sie doch außer Englisch noch eine zweite Fremdsprache beherrsche. "Ich mache mir jetzt große Sorgen, auch mein Sohn weiß nicht weiter und würde ihr gerne helfen", sagte die Anruferin. Und wie man der Schwiegertochter helfen kann? Eine echte Idee hatten wir beide nicht.
"Also ich habe das bei meinen beiden Kindern früher immer so gemacht", sagte eine Leserin als Einstieg in das Gespräch mit mir und ließ mich erst mal nicht zu Wort kommen, weil sie gleich weitersprach: "Bevor ich mit den beiden zum Einkaufen in den Supermarkt gegangen bin, durften sie sich zu Hause richtig satt essen, einschließlich meistens etwas Süßem zum Nachtisch, und schon hatte ich in dem Laden überhaupt kein Problem damit, dass sie drängelten oder sogar Ware aus den Regalen gegriffen und geöffnet haben." Dass ich den pädagogischen Ansatz nachvollziehen kann, habe ich ihr gesagt, bevor ich die Frage gestellt habe: "Und warum rufen Sie mich an?" Da war es wieder, dieses Problem: "Ich dachte, das ergibt sich automatisch, weil sie doch der Leserobmann sind und wissen, was so jeden Tag in der Zeitung steht", erklärte sie mir. Des Rätsels Lösung: Auf der aktuellen Seite Leserforum stehen unter der Überschrift "Erziehung der Kinder ist anstrengende Arbeit" zwei Meinungen von Menschen, die mit dem Inhalt des Interviews "Gestörte Kinder" mit Michael Winterhoff nicht ganz einverstanden waren. Nur an einer Stelle hatte ich dann ein Problem mit diesem Gespräch, als die Frau in der Leitung mich fragte: "Und wie haben Sie das bei Ihren Kindern gemacht?"
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