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Freunde sammeln, als gäbe es kein Morgen - das war gestern in sozialen Netzwerken wie StudiVZ. Heute heißt das Motto: Gruppen bilden, was das Zeug hält. Fast zehn Millionen dieser Plauderecken gibt es. Und die fleißigsten Gründerväter und Muttertiere scheinen einer unterschätzten Spezies anzugehören: der Gruppe der Scherzkekse. Zusammengerottet haben sie sich in 17 Gruppen mit gleich lautendem Namen. Hätte es da nicht auch eine Gruppe für alle getan? Nein! Gruppenbildung ist kein Spaß - das ist Wettkampf. Denn die Frage ist nicht: Bist auch du so´n Witziger? Sondern: Bist du der größte Scherzkeks von allen und gelingt es dir, die meisten Gefolgsleute an dich zu binden?


Das klappt mit "Scherzkeks" übrigens nicht sonderlich gut. Mehr Erfolg verspricht die Methode, sich selbst so zu brandmarken, dass es schon wieder beeindruckt. Beliebteste Schubladen: Alkohol. Zwischenmenschliches. Macken. Beispiele gefällig? "Ich kann auch ohne Alkohol lustig sein - aber sicher ist sicher." "Chaos, Panik, Unordnung - meine Arbeit hier ist getan." Oder auch: "Lass mich, ich kann das - Oh, kaputt."


Das Rezept ist einfach: Die meisten Interessenten angelt, wer ausposaunt, was in der echten Welt furchtbar peinlich wäre: "Meine Gruppenliste sagt mehr über mich als mein Profil", glauben deshalb nicht nur die 44.000 Mitglieder dieser Gruppe. Denn Gruppen sind längst nicht mehr nur Plattformen, die dem Austausch über gemeinsame Interessen dienen. Hinter den Namen versteckt sich ein Teil der Persönlichkeit. Immerhin ist es ein ziemlicher Unterschied, ob ich meine Vorliebe für bestimmte Getränke über eine Zugehörigkeit zu "Kein Alkohol ist auch keine Lösung" oder aber "Alkohol ist keine Lösung, Alkohol ist ein Destillat" kundtue.


Interaktion ist Nebensache, dabei sein endlich wieder alles. Schließlich wird niemand ernsthaft glauben, dass Mitglieder von "Was kostet die Welt?! Ach so ? hm, dann nehm ich ne kleine Cola" alle anderen 70.000 genügsamen Koffein-Junkies kennen.


Doch ist es immer sinnvoll, wenn sich mein Gegenüber durch meine Mitgliedschaft bei "50 km/h fahr ich in der Stadt erst nach einer Vollbremsung" oder "Halb betrunken ist weggeschmissenes Geld" sein Bild von mir macht? Für Sandkastenfreunde oder Studienkollegen sicher okay. Für den Leiter der Personalabteilung wohl eher ein Grund, die Bewerbung in die Tonne zu werfen. Das dachten sich auch die Herren des VZ-Netzwerks. Deren Verhaltenskodex besagt: "Deine Mitgliedschaft in Gruppen, die ein missverständliches Licht auf Dich werfen, solltest Du einschränken." Netter Rat. Wer ihn befolgt, könnte zumindest bei "Hartz IV und der Tag gehört dir" austreten.

Von Claudia Nolte

 

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