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Dass ich sprachlos bin angesichts dessen, was ich gerade von einem Leser am Telefon gehört habe, und nur noch um Fassung ringen und ohne weitere Regung auf den Monitor meines Computers schauen kann, ist die absolute Ausnahme bei meinen Gesprächen mit Lesern zwischen zehn und zwölf; die Fälle in den vergangenen Jahren kann ich an einer Hand abzählen. Auch bei den Lesern, die mich in den vergangenen Wochen angerufen haben und mit mir über die Flüchtlingskrise sprechen wollten, ist dies nicht ein einziges Mal passiert, weil ich entweder immer noch einen Ansatz gefunden habe, der mir ein gewisses Maß an Austausch von Meinungen erlaubt hat, oder weil ich ganz einfach nur zuhören und dabei Ruhe bewahren konnte. Heute jedoch ist es tatsächlich so gewesen: Der Kommentar eines Anrufers hat mich erstens dazu veranlasst, einen aus drei Wörter bestehenden Satz zu antworten, in dem eine Vokabel vorkommt, die ich vermutlich noch nie zuvor verwendet habe und die mit einem "B" anfängt, und zweitens sekundenlang verharren lassen in einer zu keiner weiteren Bewegung fähigen Fassungslosigkeit. Ich will es nicht noch spannender machen:

"Das Foto auf der Titelseite Ihrer Zeitung von gestern hätte niemals veröffentlich werden dürfen", meinte der Mann in der Leitung und nannte mir diese Begründung: "Gerade in dieser Zeit, in der wir Deutschen uns daran erinnern sollten, welch schlimme Zeit zu unserer Vergangenheit gehört, kommen solche Fotos nicht gut an und sind Wasser auf die Mühlen derer, die immer nur von unserer Nation sprechen und einen Keil in unsere Gesellschaft treiben wollen."

Das Titelfoto zeigt zwei Fußballer, die sich auf ihre ganz eigene Art und Weise darüber freuen, dass ihre Mannschaft ein Tor geschossen hat. Diese Aufnahme bringt positive Gefühle rüber, wie ein Bild sie kaum eindringlicher zum Ausdruck bringen kann. Und ich stellte mir deshalb diese Frage, nachdem ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte: In was für einer Zeit leben wir gerade, wo solche emotionalen Gesten in Zweifel gezogen werden dürfen? Ich gebe zu: Meine Sorge um das friedvolle Miteinander ist größer geworden, auch wenn die Hysterie, die diesen Leser bewogen hat, mich anzurufen, die Ausnahme sein mag. Dies war die Titelseite der "Freien Presse" von gestern:

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