Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen

Kopf will lachen, Bauch eher weinen

Schon gehört?
Sie können sich Ihre Nachrichten jetzt auch vorlesen lassen. Klicken Sie dazu einfach auf das Play-Symbol in einem beliebigen Artikel oder fügen Sie den Beitrag über das Plus-Symbol Ihrer persönlichen Wiedergabeliste hinzu und hören Sie ihn später an.
Artikel anhören:

Lachen oder schmerzverzerrt die Gesichtsmuskeln erstarren lassen, schmunzeln oder von peinigender Ungläubigkeit gebeutelt vor Scham erröten - häufig kommt es bei meinen Gesprächen mit Lesern zwischen zehn und zwölf vor, dass mein Verstand und mein Bauchgefühl sich nicht einigen können, wie ich auf das reagieren soll, was ich da gerade vernommen habe. In meinen Randnotizen zum Wochenausklang geht es heute um Beispiele für dieses Dilemma, mit dem ich zu leben habe, weil ich noch keine Möglichkeit gefunden habe, es zu beseitigen.

Episode 1: "Es geht mir um einen Bericht in der Zeitung, bin ich da bei Ihnen richtig, wenn ich dazu etwas zu sagen habe?", fragte mich ein Anrufer, bevor er mir mit "Erfolg gegen Autodiebe - Soko zerschlägt polnische Bande" die Überschrift des Artikels nannte. Sein Kommentar: "Bauen wir doch einfach einen Zaun, auf einen mehr oder weniger kommt es in Europa gerade doch nicht an."

Episode 2: "Gerade habe ich in Ihrer Zeitung gelesen, dass Sigmar Gabriel nun doch Kanzler werden will", meinte eine Leserin, die aber nicht abwarten wollte, bis ich mir die Seite mit dem Artikel "Bundestagswahl - Gabriel will gegen Merkel antreten" auf den Schirm geholt hatte, sondern gleich hinzufüge, bevor sie ohne weiteres Wort den Hörer auflegte: "Schlimme als mit einer FDJ-Sekretärin an der Spitze kann es eigentlich gar nicht werden."

Episode 3: Der Leser in der Leitung wollte mit mir über den Boxkampf reden, bei dem sich Vincent Feigenbutz und Giovanni de Carolis im Ring gegenüber gestanden hatten. Ich bat um einen Moment lang Geduld, weil es paar Sekunden lang dauerte, bis ich im Archiv die Meldung "Boxen - Feigenbutz verteidigt Interims-WM-Titel" gefunden und mir auf den Schirm geholt hatte. "Haben Sie sich den Kampf angeschaut?", wollte der Anrufer von mir wissen. "Nein, ich wusste nicht einmal, dass er stattgefunden hat", erwiderte ich, weil ich deutlich zum Ausdruck bringen wollte, dass ich auf jeden Fall der falsche Ansprechpartner bin, um über eine Sportart zu reden, bei der sich Menschen die Köpfe einschlagen wollen. "Egal, würden Sie mir trotzdem kurz zuhören?", fragte mich der Mann in der Leitung. Natürlich durfte er weitersprechen, ich halte mich an meine Prinzipien, wobei ich nicht unerwähnt lassen möchte, dass ich ihn nur noch einmal unterbrochen habe, weil ich eine Verständnisfrage hatte zu diesem Satz hatte: "Angefangen vom unsäglichen Auftritt in Begleitung seines Pornobrille und Goldkette tragenden Managers ..." Der Anrufer hat noch ein Weile mir seine Einschätzung des Kampfs geschildert, dann haben wir uns freundlich voneinander verabschiedet. Gesagt habe ich nichts mehr, nur anschließend dann das Wort "Pornobrille" in die Suchmaschine für Bilder eingegeben. Ich gebe zu: Mein Bildungshorizont hat sich erweitert.

Episode 4: Buchempfehlungen von Leser bekomme ich häufiger, aber noch nie hat mich ein Tipp so sehr ins Grübeln gebracht wie dieser: "Für Ihre Tätigkeit als Leserobmann würde ich Ihnen diese Lektüre ans Herz legen, denn ich bin davon überzeugt, dass Sie hinterher eine etwas andere Perspektive auf das haben, was die Leute Ihnen am Telefon alles so erzählen", meinte eine Leserin und nannte mir den Titel des Buchs: "Irre - Wir behandeln die Falschen: Unser Problem sind die Normalen - Eine heitere Seelenkunde" von Manfred Lütz.

Weitere Blog-Einträge

Icon zum AppStore
Sie lesen gerade auf die zweitbeste Art!
  • Mehr Lesekomfort auch für unterwegs
  • E-Paper und News in einer App
  • Push-Nachrichten über den Tag hinweg
Nein Danke. Weiter in dieser Ansicht.