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Im Wagen vor mir fährt ein …

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Kürzlich war ich mit dem Auto auf der Straße von Topfseifersdorf nach Mittweida (Kreis Mittelsachsen) unterwegs; das sind ungefähr fünf Kilometer auf einer eher nicht so breiten Dorfstraße mit vielen und teilweisen sehr engen Kurven, so dass ein Überholen während der gesamten Strecke kaum möglich ist, ohne sich in Gefahr zu begehen, was bedeutet: Fährt man beispielsweise während der gesamten Zeit einem landwirtschaftlichen Nutzfahrzeug hinterher, braucht man zirka doppelt so lange wie für gewöhnlich. Einen Traktor aber hatte ich nicht vor mir, sondern ein normalen Personenwagen der Marke Opel, dessen Baujahr aber irgendwann in den späten achtziger oder frühen neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts liegen dürfte. Das Auto fuhr zu keinem Zeitpunkt schneller als 35 bis 40 Kilometer pro Stunde, während ich nicht ein einziges Mal in den fünften Gang schalten musste. Ich habe zwar nicht auf die Uhr geschaut, doch es dürften so fünf Minuten gewesen sein, die ich wegen dieser Fahrweise des Fahrzeugs vor mir länger brauchte. Ich ertrug dies mit viel Gelassenheit ohne weitere emotionale Regungen, aber als ich dann am Ortseingang von Mittweida überholen konnte, habe ich doch kurz rüber geschaut und mir den Fahrer etwas näher angesehen: Es war eine Fahrerin, eine junge Frau, höchstens Mitte zwanzig. Ich habe in mich hinein geschmunzelt, weil ich mich selbst ertappt habe bei diesem Gedanken während der Fahrt im Schneckentempo: Das kann nur ein alter Mann sein, vermutlich hat er noch einen Hut auf. Warum ich davon berichte? Ganz einfach:

Fünf Leser (ausnahmslos Männer um die achtzig) haben mich seit gestern an mich gewandt, um mit mir über den Artikel "Wie fit sind Autofahrer über 75?" auf der Titelseite der "Freien Presse" zu sprechen; es ging darum, dass Unfallforscher verbindliche Testfahrten für Senioren fordern, weil sie schlechter sehen, schwerer hören und langsamer reagieren und deshalb häufiger Unfälle verursachen. Die Anrufer aber waren sich einig, ich habe ihnen nicht widersprochen, sondern ihnen meine Solidarität versichert: Eine solche gesetzlich verankerte Regelung würde alle Menschen im hohen Alter über ein vertretbares Maß hinaus bevormunden (ein Anrufer sprach von der "Einschränkung meiner persönlichen Freiheit") und gegenüber jüngeren Jahrgängen ("mein Enkelsohn ist ja so was von kurzsichtig") benachteiligen. Aufgrund ihrer Lebenserfahrung sollte man den Senioren zutrauen, dass sie es selbst entscheiden können, ob sie noch Autofahren können oder ob es vielleicht sinnvoll sei, sich solch einer Testfahrt zu unterziehen, um sich der eigenen Fahrtüchtigkeit zu versichern. "Wenn man schon eine Altersgrenze festlegen will, sollte man sie auf keinen Fall so früh ansetzen, meiner Meinung nach reichen 90 Jahre aus, bevor man ein verbindliche ernstes Wort mit den alten Herrschaften reden sollte", meinte ein 81-jähriger Mann, der seit 60 Jahren mit dem Auto unterwegs ist und noch keinen einzigen Unfall verursacht hat. Einen Hinweis fand ich darüber hinaus so interessant, dass ich ihn nicht für mich behalten möchte: "Man sollte vielmehr den alten Menschen ans Herz legen, sich vielleicht besser für ein Auto mit einem Automatikgetriebe zu entscheiden, weil das Fahren damit wesentlich Stressfreier ist und bei Entscheidungen in Sekundenbruchteilen die Gefahr geringer ist, dass der Motor abgewürgt wird und das Auto deswegen von einer auf die andere Sekunde stehenbleibt", regte ein Anrufer an. Ein Anrufer ging dann allerdings einen Schritt zu weit, ich habe ihn das auch gesagt, was er wiederum sich nicht gefallen lassen wollte und sich deswegen dann bald von mir verabschiedet hat, denn er sprach diesen Satz, es sollte eine Frage werden: "Gab es da nicht mal eine statistische Untersuchung, dass Frauen ...?"

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