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Hand aufs Herz: Ernst gemeint?
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An manchen Tagen fühle ich mich überfordert; wer jetzt denkt, dass ihm dieser Verdacht angesichts meiner Blogeinträge schon öfter in den Sinn gekommen ist, möge dies bitte für sich behalten, das wäre wirklich nett. Denn es geht um eine ganz spezielle Herausforderung, die ich nahezu täglich zu meistern habe, was mir in Einzelfällen eigentlich keine Probleme bereitet. Passiert das jedoch mehrmals innerhalb weniger Stunden, hadere ich mit mir selbst angesichts der Zweifel an meiner eigenen Urteilskraft. Land Rede, kurzer Sinn: Heute habe ich bei sechs Hinweisen oder Kommentaren von Lesern entscheiden müssen, ob sie das ernst meinen, was sie da von sich geben, oder ob sie das Mittel der Ironie beziehungsweise der Satire gewählt haben, um eigentlich etwas ganz anderes zum Ausdruck zu bringen. Das ist vielleicht nicht fair, ich weiß, aber ich werde jetzt diese sechs Beiträge von Lesern nur wiedergeben und auf eine Auflösung verzichten. Warum? Vielleicht kann man dann besser nachvollziehen, welche kleineren oder auch größeren Hürden sich mir tagtäglich in den Weg stellen. Also, wie sieht's aus, ernst gemeint oder nicht:
1. Zu Beiträgen über die Auswirkung der Flüchtlingskrise in der Region: "Ich mache mich hiermit ganz ernsthaft und offiziell stark für einen Austritt Sachsens aus der BRD-GmbH und plädiere für einen Beitritt zum Beispiel zu Tschechien so wie die Krim zu Russland."
2. Zu einem Beitrag über das Aufstellen von mobilen Amphibien-Schutzzäunen: "Der Fortpflanzungs- und der damit verbundene Wandertrieb werden zerstört, so dass eine Paarung nicht mehr erfolgen kann, schlicht nach dem geflügelten Wort: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Habe das selbst (...) vor rund zehn Jahren erlebt. Dank der Amphibienzäune (...) verstummte das Quaken der Frösche vom Rohrteich innerhalb von drei Jahren."
3. Zu Berichten über die Zuspitzung der Lage in Mazedonien: "Der Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs in Europa verleitete Norbert Blüm (CDU), Bundesarbeits- und Sozialminister von 1982 bi 1998 im Kabinett Kohl, im Jahr 1989 vor Werftarbeitern in Danzig zu dem Ausspruch: Marx ist tot, Jesus lebt."
4 Zu einem Bericht über die Reaktion der Bundeskanzlerin auf das Ergebnis der Landtagswahlen: "Dem ist nichts hinzufügen. Man kann diesen Zeilen nichts hinzufügen, weil jeder Buchstabe sinnlos wäre; verschwendete Zeit, Mühe und Energie."
5. Zu Berichten über das neue Schulgesetz in Sachsen: "Der Geschichtsunterricht in der Schule soll gestrichen werden."
6. Generell zur Seite Leserforum in der "Freien Presse": "Ich habe Ihnen kürzlich einen zehn Seiten langen, mit der Schreibmaschine getippten Leserbrief zukommen lassen und wollte fragen, ob er nicht veröffentlicht wurde, weil ich Schreibpapier mit einem CDU-Logo aus den neunziger Jahren verwendet habe."
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