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Am letzten Arbeitstag vor Ostern (und meinem sich anschließenden Urlaub von einer Woche) stelle ich mir gerade die Frage: Darf ich nach den schrecklichen Terroranschlägen in Brüssel einfach so zur Tagesordnung übergehen und einen eher launigen Blogeintrag schreiben? So wirklich kann ich mich nämlich dazu nicht aufraffen, weshalb ich nun einfach von ein paar Momenten berichten möchte, in denen mich Leser zum Nachdenken angeregt haben; warum und worüber auch immer, ich bitte um Verständnis, das möchte ich nicht näher erläutern.

Episode 1: Ein Leser schrieb mir, dass er sich angesichts der allgemeinen Hektik, in die viele Zeitgenossen gerade mal wieder verfallen, an diese Geschichte erinnert hat: "Till Eulenspiegel ging eines schönen Tages mit seinem Bündel an Habseligkeiten zu Fuß zur nächsten Stadt. Auf einmal hörte er, wie sich schnell Hufgeräusche näherten und eine Kutsche hielt neben ihm. Der Kutscher hatte es sehr eilig und rief: ?Sag schnell ? wie weit ist es bis zur nächsten Stadt?? Till Eulenspiegel antwortete: ?Wenn Ihr langsam fahrt, dauert es wohl eine halbe Stunde. Fahrt Ihr schnell, so dauert es zwei Stunden, mein Herr.? ?Du Narr? schimpfte der Kutscher und trieb die Pferde zu einem schnellen Galopp an, und die Kutsche entschwand Till Eulenspiegels Blick. Till Eulenspiegel ging gemächlich seines Weges auf der Straße, die viele Schlaglöcher hatte. Nach etwa einer Stunde sah er nach einer Kurve eine Kutsche im Graben liegen. Die Vorderachse war gebrochen und es war just der Kutscher von vorhin, der sich nun fluchend daran machte, die Kutsche wieder zu reparieren. Der Kutscher bedachte Till Eulenspiegel mit einem bösen und vorwurfsvollen Blick, worauf dieser nur sagte: Ich sagte es doch: Wenn Ihr langsam fahrt, eine halbe Stunde ?"

Episode 2:  Zu meiner Arbeit als Leserobmann sowie zu den Kolumnen und Blogeinträgen hat mir ein Leser dies geschrieben: "Manchmal schüttele ich den Kopf, manchmal regt es mich dazu an, mal über dies oder das noch etwas gründlicher nachzudenken, mal nicke ich weil ich der gleichen Meinung bin. Aber gerade auch in abweichenden Meinungen und der dazu notwendigen Diskussion liegt der Schlüssel zu mehr Verständnis in diesem Land und zur Lösung scheinbar unlösbarer Widersprüche. Ich nahm im Januar an einem Stammtisch mit einem Bundestagsabgeordneten der CDU teil. Wir waren in fast allen Punkten nicht einer Meinung, ja sogar teilweise völlig gegensätzlicher Ansicht. Aber in den weit über zwei Stunden am Tisch gab es nicht ein einziges Mal verbale Entgleisungen und Beschimpfungen wie heute so oft. Wir redeten mit gegenseitigem Respekt. Dass das wieder zur normalen Streitkultur wird hier in Deutschland, dazu tragen Sie bei. Also weiter so."

Episode 3: Zu der Diskussion darüber, welchen Einfluss der Islam auf das Leben in unserer Gesellschaft möglicherweise nehmen wird, schrieb mir ein Leser dies: "Der historischen Ausgewogenheit wegen möchte ich anmerken, dass nicht nur der Islam, sondern auch die römisch-katholische Kirche die Frauenrechte bis ins die Gegenwart hinein arg einschränkt. Das zeigt sich unter anderem darin, dass Frauen nach wie vor die Priesterweihe verweigert wird. Es ist aber auch eine Nachwirkung der generellen Benachteiligung der Frauen im Katholizismus, die sich durch unsere (trotz Reformation) stark katholisch geprägte Geschichte zieht, dass Frauen auch im 21. Jahrhundert für gleiche Leistungen noch immer um 20 bis 25  Prozent weniger Lohn und Gehalt als Männer erhalten."

Episode 4: Manchmal erreichen mich Briefe, in denen Leser eher allgemein etwas zu sagen haben, dieser hier hat sich Gedanken über das Leben Deutschland gemacht: "In den vergangenen Jahren ist manches falsch gelaufen, was nicht mehr mit Phrasen und Halbwahrheiten, aber auch nicht mit Gewalt und Gebrüll aus der Welt zu schaffen ist. Der Idealfall wäre, wenn in allen sozialen Strukturen und bei allen politischen Kräften der angestaute und den klaren Verstand lähmende Hass zurückgedrängt werden könnte und gemeinsam, ohne oberlehrerhafte Bevormundung, oder anders gesagt: mit Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Anstand und Hirn statt mit Wut im Bauch, zur Linderung und Lösung der brennenden Probleme beizutragen. Bei diesen Überlegungen sollten wir, sollten alle humanistisch gesonnenen Mitbürger (und das müsste doch die absolute Mehrheit der Bevölkerung sein) stets daran denken, dass es auch unser aller Pflicht und Schuldigkeit ist, unseren Kindern und Enkelkindern etwas mehr als nur die oben erwähnte Asche zu hinterlassen. Es wäre armselig bis kläglich, wenn unser Weg in die Zukunft mit Brandfackeln und Asche markiert sein sollte."

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