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Schlaue Schleimer

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Wer bisher immer dachte, Schleimen sei keine intelligente Strategie, um voranzukommen, der muss sich eines Besseren belehren lassen: Ist es doch! Vielleicht nicht im zwischenmenschlichen Bereich, wohl aber im Reich der Pilze - der Schleimpilze. Schleimpilze sind so clever, dass sie einmal dazu in der Lage sein könnten, Roboter zu steuern. Wissenschaftler der University in Bristol haben vor kurzem gut 260.000 Euro Forschungsgeld erhalten, um aus einem Schleimpilz einen programmierbaren Roboter zu machen.
 
Das klingt zunächst reichlich absurd. Pilze, die hat auf dem Teller oder am Fuß, aus denen macht man vielleicht Drogen, bestenfalls Medikamente. Aber Pilze im Roboter? Tatsächlich beschäftigen sich Forscher bereits seit einigen Jahren mit den so genannten Myxomyceten. Sie sind etwa 700 Millionen Jahre alt, weder Tier noch Pflanze. Gut 1000 Arten von ihnen sind bekannt - und der Schleim trägt bisweilen Namen wie Wolfsmilch, Hexenbutter oder Drachendreck. Auf der Suche nach Nahrung bewegt sich der Schleim wie eine Amöbe auf sein Ziel zu, umschließt es und verleibt es sich ein. Aber oft nur im Dunkeln. Denn Licht meidet der Schleimer.
 
Forscher wissen all dies inzwischen für ihre Zwecke zu nutzen. Indem sie dem Organismus wahlweise Nahrung vorsetzen oder ihn mit Licht bestrahlen, steuern sie seine Bewegungen. Nahrung zieht an, Licht stößt ab. Findet all dies im Kleinen statt, etwa auf einem mit einer Schleimpilzzelle versehenen Chip, können Experten das Verhalten des Schleimers übersetzen - zum Beispiel in Bewegungen eines Roboters, der mit einem solchen Prozessor versehen ist. Experten glauben, dass solche Bio-Chips in komplexen Situationen einmal flexibler reagieren als heutige Prozessoren und sie unabhängig von der Energieversorgung selbst unter schlechten Umweltbedingungen funktionieren.
 
Noch aber steckt die Forschung in den Kinderschuhen. Und selbst wenn so ein Chip einmal marktreif sein sollte, müssen bei uns Verbrauchern zuvor ein paar Akzeptanzprobleme gelöst werden. Denn wie kommt man sich wohl vor, wenn der Verkäufer einen PC mit Schleimpilzsteuerung anpreist? Ganz ähnlich wie ein frisch gesammelter Sporenträger aus dem Wald: in die Pfanne gehauen.

Von Ronny Strobel

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