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Vertrauen nicht weiter verspielen
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Natürlich habe ich mir selbst diese Frage auch gestellt, um anschließend in meiner Wohnung nachzuschauen, wie es um die Realität bestellt ist, soll heißen: Zum einen werde ich mein Verhalten nicht umstellen und mir keine Vorräte und Wasser für zehn Tage anschaffen, nur weil die Bundesregierung ihr Zivilschutzkonzept überarbeitet hat und dieser eine Punkt daraus dafür gesorgt hat, dass - von wem auch immer losgetreten - eine kontroverse Diskussion tagelang für Schlagzeilen sorgte und viele Menschen zunächst einmal verunsichert waren und Fragen hatten, auf diese keine befriedigende Antwort erhielten. Zum anderen gibt es in meiner Wohnung bei den Lebensmitteln nur ein einziges Nahrungsmittel, das ich tatsächlich auf Vorrat kaufe und immer darauf achte, dass dieser sich nicht gefährlich auf ein Minimum reduziert. Was bedeutet: Im Krisen- oder Katastrophenfall würde ich drei Wochen und vier Tage nicht auf bittere Schokolade verzichten müssen. Was ich eigentlich damit zum Ausdruck bringen will: Wirklich ernst habe ich dieses Thema nicht wirklich nehmen können, auch wenn der Kollege im Nachbarzimmer mir verraten hat, dass er immer 90 Liter Mineralwasser im Keller gelagert hat und darauf achtet, ein Teil der Flaschen regemäßig gegen neue ausgetauscht wird. Dass dieses Thema auch bei den Gesprächen mit Lesern am Telefon eine Rolle gespielt hat, verwundert nicht. Von drei Hinweisen und Meinungen möchte ich berichten:
Die erste Einschätzung formulierte eine Frau in der Leitung als Frage: "Will die Bundesregierung uns nun tatsächlich darauf vorbereiten, dass es schon bald zu einem dritten Weltkrieg kommt?" Die Leserin meinte außerdem, dass die aktuellen Spannungen zwischen den westlichen Staaten und der Nato mit Russland und das daraus resultierende Aufrüsten auf beiden Seiten ihr ohnehin schon seit Monaten große Sorgen bereite und jetzt, da die Menschen zur Vorratshaltung bewegt werden sollen, regelrecht Angst macht. "Manchmal kann ich deswegen schon nicht mehr ruhig schlafen", sagte sie. Bei einem anderen Anrufer habe ich mir diesen Satz notiert und extra markiert: "Die ist der Anfang eine schleichenden, zunehmenden Militarisierung unserer Gesellschaft, und die erneut aufkommende Debatte über die Wiederreinführung der Wehrpflicht ist meiner Ansicht nach ein weiterer Beleg dafür." Ein anderer Gedanke war diesem Anrufer gekommen: "Es geht meiner Meinung nach nur darum, die Leute zu verunsichern, um dann bei Bundestagswahlkampf im nächsten Jahr ein Thema zu haben, bei dem man mit Forderungen nach mehr Sicherheitsmaßnahmen bei den Wählern punkten kann."
Der Deutsche Journalisten-Verband hat dazu heute diese Mitteilung rausgegeben: "Am Sonntag ging die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung mit der Kabinettsvorlage zum Zivilschutzkonzept raus. Das Papier hatte die FAS exklusiv. Noch am selben Tag stiegen die Onlinemedien und der Rundfunk darauf ein. Indes: Viel zu berichten gab es nicht. Die Journalisten konnten nur die FAS zitieren. Zur gleichen Zeit setzte in Twitter und Facebook ein gewaltiger Shitstorm gegen die Bundesregierung ein. Schnell hatte sich der Hashtag "#Hamsterkaeufe" verbreitet. Und was tat die Regierung am Sonntag? Nichts, zumindest nichts zu diesem Thema. Weder wurde dementiert noch bestätigt, es wurde einfach gar nichts gesagt. Das Nachsehen hatten die Journalisten und verunsicherte Bürger, die nicht wussten, woran sie jetzt sind."
Mein Fazit würde eigentlich lauten: Vergessen wir die ganze Sache einfach so schnell wie möglich, das Thema ist es nicht wirklich wert, dass wir uns die Köpfe darüber zerbrechen. Doch an den drei Meinungen der Leser kann und will ich nicht vorbei, weswegen für mich auch feststeht: Die Bundesregierung sollte mit Nachdruck darüber nachdenken und schnellstmöglich eine Antwort auf die Frage finden, wie sie ihre Kommunikation den Bürgern gegenüber verbessern kann, wenn sie nicht noch mehr Vertrauen verspielen will.
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