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Von Läusen, Flöhen und Wanzen

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Heute habe ich dieses Problem: Ich kann mich nicht entscheiden. Diese beiden Alternativen habe ich: Entweder kann ich darüber schreiben, wie ich auf das reagiert habe, was der Leser mir mitgeteilt hat, der mich angerufen hatte, nachdem er den Artikel "Neuer Vorstoß für sächsische Hymne" gelesen hatte, und der nun meinte, dass "300 Jahre Aufklärung um dieses Sachsen der Spießer, Nachtwächter und Monarchieanbeter einen großen Bogen gemacht zu haben scheinen", weil man aus den vorgestellten Titeln schon von weitem wieder "Gottes- und Monarchiegesäusel" heraus hören würde, so dass einem "das kalte Grauen schauerlich über den Rücken rinnt". Beim zweiten Thema geht es um diese bestimmte Form der Situationskomik, von der ich manchmal erzähle, weil sie sich genau so zwischen zehn und zwölf ereignet hat, wobei ich aber immer Gefahr laufe, dass Leute (durchaus auch Kollegen) meinen, ich hätte mir das alles nur ausgedacht, weshalb ich schon ernsthaft darüber nachgedacht habe, solche Blogeinträge von der Liste möglicher Themen ganz zu streichen. Also, ich wähle die zweite, die weniger komplizierte Alternative. Bei der ersten müsste ich mir viel Mühe geben, die aufeinander geprallten weltanschaulichen Gegensätze so wiederzugeben, dass man ihnen auch noch folgen kann. Ganz ehrlich? Dazu fehlt mir gerade die notwendige Motivation; ich weiß auch nicht warum.

"Es würde mich sehr freuen, wenn Sie in Ihrer Zeitung einmal einen Artikel über Flöhe bringen könnten", sagte eine Leserin und fügte hin, ohne dass ich fragen musste: "Ich meine natürlich nicht einen biologischen Artikel über diese Tiere, sondern wie man vermeiden kann, dass man sie bekommt, und wie man sie wieder los wird, wenn sie einen befallen haben. Natürlich wollte ich von ihr wissen, wie sie darauf kommt, gerade jetzt dieses Thema vorzuschlagen. "Ich habe am Montag den Artikel mit der Überschrift 'Läusealarm' in der Zeitung gelesen, fand ihn höchst interessant und habe viel Neues über die kleinen Blutsauger erfahren. Und dann fiel mir ein, dass es dab eben auch noch die Flöhe gibt." Ich habe mich für den Anruf bedankt und der Frau in der Leitung zugesagt, die für die Seiten "Rat & Leben" zuständigen Kollegen über ihren Vorschlag zu informieren. Fünf Minuten später klingelte das Telefon erneut:

"Ich habe Wanzen in der Wohnung, ich weiß nicht, was ich tun soll, Sie müssen mir helfen", sagte eine Frau, die mir auch auf Nachfrage ihren Namen mit dem Verweis "später vielleicht" zunächst nicht sagen wollte. Also habe ich gesagt, dass ich mich über diesen Vorschlag sehr freue, zumal ich gerade eben mit einer Leserin telefoniert habe, die sich nach einem Bericht über Flöhe erkundigt hat, weil sie den Artikel über Läuse so gut fand. "Vermutlich müssen Sie aber, wenn Sie selbst mit eigenen Mitteln nichts ausrichten können, einen Kammerjäger beauftragen", fügte ich noch hinzu, wohl wissend, dass dieser Beruf nicht mehr so heißt,  sondern dass man von einem Schädlingsbekämpfer spricht. Fünf Sekunden (gefühlt waren es mindestens zehn) hörte ich gar nichts in der Leitung, nicht einmal ein Atmen. Dann vernahm ich die Stimme der Frau erneut, mindestens eine halbe Oktave höher und 15 bis 20 Dezibel lauter: "Wollen Sie mich ver(...), junger Mann?" Instinktiv griff ich zu meinem Kopfhörer, platzierte die Hörmuschel einige Zentimeter weiter in Richtung Nase, bevor ich entschied zu schweigen, weil eine einigermaßen intelligente Frage, was ich den falsch gemacht haben könnte, kam mir so schnell nicht in den Sinn. Was ich dann hörte, hat mir die Sprache verschlagen: "Mein Gott, sind Sie so naiv oder tun Sie nur so? Ich rede von Abhörgeräten, die meine Nachbarn in meiner Wohnung versteckt haben müssen, weil Sie neuerdings Dinge von mir wissen, die sie nur über das Lauschen erfahren haben können." Als ich den Schreck dann so weit verdaut hatte, dass ich wieder reden konnte, habe ich auf die Polizei und die Staatsanwaltschaft verwiesen, weil das Abhören auf diesem Weg mit Sicherheit illegal sei. "Für wie blöd halten Sie mich eigentlich?", sagte die Anruferin und beendete mit diesem Satz die Unterhaltung: "Ach, vergessen Sie es, ich rufe jetzt bei der B(...)-Zeitung an."

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