Blog "Leser-Obmann": Am Rand jedes Mal ein Smiley

Durchschnittlich zwei bis drei Mal in der Woche drohen mir Leser am Telefon oder verwünschen mich für mein Tun und meine Haltung; das weiß ich so genau, weil ich in meinen Protokollen der Gespräche mit Lesern immer dann, wenn das der Fall war, dies am Rand markiere und monatlich zähle (als Zeichen dient mir  ein Smiley mit nach oben zeigenden Mundwinkeln). Normalerweise würde ich nicht auf die Idee gekommen, hier von diesen Reaktionen der verärgerten Anrufer zu berichten, aber weil seit dem Erscheinen der aktuellen Seite Leserforum mit meiner Kolumne "Deutliche Mahnung" die Zahl dieser Reaktionen bei insgesamt neun lag und damit weit über dem Durchschnitt, habe mich entschlossen, einfach mal drei verbale Verwünschungen und Drohgebärden als Beispiele zu nennen; nur so, ein weiterer Einblick in meine tägliche Arbeit.

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"Ich bin nicht die einzige, die so denkt, ich kenne viele, und wir werden uns zu wehren wissen, darauf können Sie sich verlassen, und das wird Ihrer Zeitung nicht guttun", sagte gestern eine Frau und versprach mir, meine Kolumne zu vervielfältigen und unter ihren Freunden und Bekannten zu verteilten. "Sie werden schon sehen, was Sie davon haben", waren ihre letzten Worte.

"Das war es dann wohl, weder objektiv noch ehrlich, künftig ohne mich", meinte ein Leser, der nicht akzeptieren wollte, dass eine Kolumne, wie auch Kommentare und Leitartikel, gerade eher nicht objektiv sind, sondern die persönliche Meinung des Autoren zum Inhalt haben, und das der Verfasser deswegen überhaupt keinen Grund hat, nicht ehrlich zu sein. Verwirrt hat mich sein Schlusssatz: "Mögen Ihre Kinder und Enkelkinder Ihnen in der Zukunft verzeihen." Kinder? Enkelkinder? Ich?

"Ich kann Ihnen versichern: Es wird eine Zeit kommen, da werden Sie sich dafür rechtfertigen müssen, dass sie die Gefahr verharmlost und nichts gegen diese Entwicklung unternommen haben, vielmehr noch dazu beigetragen haben, dass unser Land vor die ...", meinte ein Mann in der Leitung und versprach mir, sich dann in die Menge einzureihen, die mit dem Finger auf mich zeigt.

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