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Von Nudeln und die Welt retten

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Von zehn Anliegen, mit denen sich Leute an den Leserobmann der "Freien Presse" wenden, ist durchschnittlich nur eins dazu geeignet, dass ich über das Gespräch oder den Inhalt einer Zuschrift hier in meinem Blog berichten könnte. Aus meinen Protokollnotizen geht aber auch hervor, dass nahezu bei jeder dritten Anfrage zumindest ein Aspekt von so großer Tragkraft ist, dass ich ihn in meiner Wochenrückschau am Freitag erwähnen sollte. Deshalb diese Auswahl von dem, was sich seit Montag sonst noch so erlebt habe.

Episode 1: Die Mail eines Lesers, der mir wegen der Berichte über die erneute Kanzlerkandidatur von Angela Merkel geschrieben hatte, begann mit diesem Satz: "Ihre Pastapolitik erinnert mich sehr an Schröder." Zwei Dinge habe ich anschließend getan: Zum einen habe ich mich von meinem Schreibtischstuhl erhoben, mich gerade und mit aktiviertem Powerhouse hingestellt, dreimal um die eigene Achse gedreht und so verhindert, dass ich von dem Lachanfall derart gebeutelt werde, dass meiner körperlicher Zustand ein Weiterarbeiten nicht mehr zulässt. Zum anderen habe ich auf den Einkaufszettel für den anstehenden Wocheneinkauf das Wort "Pesto" geschrieben, denn das Gericht "Nudeln mit Pesto" gehört zu den elementaren Konstanten in meinem Leben.

Episode 2: Seit einigen Wochen schickt mir ein Leser seine Meinungen zu Berichten und Kommentaren in der Zeitung in laminierten Briefen, was auch bedeutet, dass die Umschläge entsprechen groß sind und er auf jeden Fall mehr Geld für den Brief ausgeben muss als für einen normalen. Aber darum geht es mir nicht, das ist allein seine Sache. Ich habe ein anderes Problem damit: Mein Zorn richtet sich nämlich auf den völlig unnötigen und die Umwelt belastenden Gebrauch von Plaste oder (weil ich keine neue Diskussion über die Bedeutung dieser Wörter riskieren möchte) Plastik. Innerlich verurteile ich den Mann für dieses Verfahren, mich deswegen mit ihm in Verbindung zu setzen will ich trotzdem nicht, weil ich mir den Vorwurf des erhobenen Zeigefingers schon viel zu oft anhören muss. Mein Dilemma ist: Ich würde gern den auf Papier geschriebenen Brief (wie alle per Post eingehenden Meinungen) archivieren, ihn vorher aber von dem Kunststoff befreien, was mir aber (auch mit Unterstützung in technischen Dingen versierteren Kollegen) nicht gelingt. Deshalb die Frage in den virtuellen Raum: Weiß jemand, wie man den Vorgang des Laminierens rückgängig machen und zu dem Papier vordringen kann?

Episode 3: Ein Leser begann seine Ausführungen zu dem Thema, das ihn an veranlasst hatte, sich an mich zu wenden, mit diesem Satz: "Immer wieder einmal werden in den Medien nicht ganz ernst zu nehmende Befürchtungen geschürt, die Erde sei durch Asteroiden oder durch kleine grüne Männlein bedroht." Der Mann hatte am Montag auf der Seite "Wissen" den Beitrag mit der Überschrift "Forscher wollen gefährliche Asteroiden ablenken" gelesen. Obwohl sein Vortrag mich einige Minuten lang beschäftigte, lässt sich seine Haltung in einem Satz zusammenfassen: "Nur von dem Mensch allein geht eine Gefahr für die Erde aus." Dem habe ich vorbehaltlos zugestimmt, dann aber doch noch diese Frage in den Raum gestellt: "Und was bedeutet das nun für uns alle, was können wir tun, um der Katastrophe etwas entgegenzusetzen? Nach reiflicher Überlegung bin ich dann zu dem Schluss gekommen, dass eine der Prämisse meiner eigenen Weltanschauung keine so schlechte Idee ist: Jeder fängt immer zuerst einmal bei sich selbst an.

Episode 4: Zu meinen Aufgaben gehört auch, dass ich Schulklassen, die der Redaktion innerhalb des Projektes "Zeitung im Unterricht" besuchen, betreue und dabei mit den Kindern und Jugendlichen unter anderem über journalistische Darstellungsformen  spreche. Dabei gehe ich mit ihnen die aktuelle Ausgabe der "Freien Presse" von vorne bis hinten durch, und wir reden über alle Artikel auf den Seiten. Probleme gibt es dabei nie, nur gestern war etwas anders als sonst, zu Gast war die achte Klasse einer Oberschule. Wir waren gerade nach den Seiten "Kultur & Service" sowie "Fernsehen & Radio" angelangt, als ich zu den Seiten "Rat & Leben" kommen wollte, als die Lehrerin zu mir sagte: "Wir können doch an dieser Stelle aufhören, besser ist das." Ich habe sie angesehen, wollte gerade nachfragen, was der Grund für ihre Bitte sei, als mein Blick auf die Überschrift der nächsten Seite fiel, sie lautete "Nur nicht hängen lassen", und in dem Bericht ging es um Probleme beziehungsweise verbreitete Irrtümer, wenn es Männer ums beste Stück geht und das Mann sich nicht damit abfinden muss, wenn nicht mehr so richtig funktioniert, worauf er sich bislang verlassen konnte. Des flehenden Gesichtsausdrucks der Pädagogin bedurfte es nicht mehr, ich war einsichtig und habe an dieser Stelle den Dialog mit den Schülern über journalistische Darstellungsformen beendet. Illustriert war der Artikel übrigens mit dieser Zeichnung:

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