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Abenteuer in der Flutebene und Buschkinder
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Der Regen prasselt wie schon des Öfteren während meines diesjährigen Aufenthaltes auf das Dach meines Bungalows und raubt mir den Schlaf. Nachdem ich mir bereits seit zwei Stunden Axel Hacke's "Die Tage, die ich mit Gott verbrachte" angehört habe und der Schlaf sich nicht wieder einstellen will, greife ich zum I-Phone und nutze die Zeit für einen weiteren Bericht in meinem Blog.
Seit Jahren unterstützen wir durch das Mayana Mpora Projekt besonders hilfsbedürftige Familien und alte Frauen, die sich um ihre zurückgelassenen Enkel oder Urenkel, Nichten oder Neffen kümmern. Die Mütter der Kinder besuchen noch die Schule, arbeiten oder sind Arbeit suchend irgendwo in Namibia und kommen dann meist nur einmal im Jahr für vier Wochen nach Hause oder sind bereits verstorben, die AIDS-Rate ist nach wie vor sehr hoch.
Auch ihre sogenannten Buschkinder nimmt die Großfamilie bei sich auf. Die Bezeichnung ist mir erst seit kurzem bekannt. Nachdem die Kinder jahrelang in der Familie der Mutter aufgezogen werden und der Vater sich nicht um sein Kind kümmert, erinnert er sich plötzlich an sein Mädchen und holt es zu sich. Dies geschieht allerdings nicht aus Nächstenliebe. Das Kind muss den Haushalt seines Vaters oder Onkels führen, wie unsere 6-jährige Naimi, die von ihrem Vater von der Schule weg nach Angola entführt worden war. Ich berichtete im Jahr 2015 in meinem Blog darüber. Naimi haben wir nach 10 Monaten Kampf zurückholen können und sie besucht inzwischen das zweite Schuljahr. Die Mädchen werden meist im Haushalt des Vaters oder Onkels missbraucht und sobald sie schwanger sind zur Großfamilie der Mutter zurückgeschickt. Diese Babies sind dann die sogenannten Buschkinder.
Unsere 15 hilfsbedürftigen Familien, die wir mit dem Landrover anfahren wollen, erhalten monatlich 20 Kilogramm Maismehl. Es ist jedesmal ein großer Akt, 15 Säcke im Auto aus Rundu zu holen um sie dann wieder in Mayana zu verteilen. So auch am gestrigen Tag. Der Landrover ist voll gepackt mit Maismehl und drei Kartons gefüllt mit Babygarnituren, Patchwork Decken und diverser Kleidung. Am Anfang macht es Spaß unterwegs anzuhalten und die Schätze zu verteilen. Im Nu sind wir umringt von vielen Kindern. Marcus drängt zur Eile, wir haben erst ein Drittel unserer Familien besucht. Die Wolken türmen sich bedrohlich auf. Die Fahrt durch die Flutebene wird abenteuerlich, überall große Wasserlachen und bald darauf beginnt ein wolkenbruchartiger Regen. Es bleiben noch drei Familien, die wir aufsuchen müssen. Nur gut, dass Marcus einen außerordentlich guten Spürsinn in der Flutebene hat. Er weiß genau, wo wir nicht fahren dürfen, allerdings verwechselt er gegen Ende der Fahrt immer öfter links mit rechts und umgekehrt. Er schreit "links, links, links, zurück, nein, rechts, ... ," es ist nahezu chaotisch. Wir sehen nichts und der Scheibenwischer funktioniert nicht. Ich werde nervös, als Wynand, Senior der Lodge, ein Wendemanöver auf der Schotterstraße vollführt und den Graben zu meiner Linken nicht sieht. In der Lodge angekommen stört mich der straffe Regen nicht mehr, ich bin froh wieder auf beiden Beinen stehen zu dürfen.
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