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Hallo Mädels, schön locker bleiben
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Weltanschauliche Debatten mit existenzphilosophischem Tiefgang führe ich während meiner "Sprechstunde" zwischen zehn und zwölf mit Lesern am Telefon eher selten. Umso mehr habe ich mich heute darüber gefreut, dass dies nicht nur der Fall war und ich mit der Frau in der Leitung minutenlang über mögliche Ansätze, sich selbst und das Leben zu begreifen und zu meistern, geredet habe, sondern wir beide auch noch von den gleichen Prämissen ausgingen, bei der Suche nach Antworten auf die eine oder andere Frage. Meine Nummer hatte sie gewählt, weil sie eine Frage zu einem Artikel in einer der Lokalausgaben der "Freien Presse" hatte. Bei der Bildnachricht ging es darum, einen Vortrag anzukündigen, und über den Mann, der dabei von seinen Erfahrungen berichten wollte, war dies zu lesen:
"(...) Als er mit einer schlimmen Diagnose konfrontiert wird, fasst den Entschluss, sein Leben zu ändern. Statt Tabletten oder Operationen stellt er seine Ernährungsweise radikal um und verordnet sich tägliche Bewegung mit dem Rad. Nach neun Jahren der Ungewissheit steht fest, was Schulmediziner für unmöglich hielten: Anhand seiner Lebensphilosophie „Ernährung, Bewegung, Glaube“ hat sich der Patient selbst geheilt. (...)"
Die Leserin hatte dazu diese Frage: "Das ist so formuliert, als wäre es tatsächlich passiert, und dass es echte Beweise dafür gibt, dass diese Selbstheilung stattgefunden hat. Kann oder besser gesagt darf man das wirklich so in der Zeitung schreiben?" Eine Weile lang habe ich überlegen müssen, dann aber war ich mir eigentlich sicher: "Journalistisch sauberer wäre es gewesen, wenn man es so zum Ausdruck gebracht hätte, dass der Mann davon ausgeht, dass es sich mit der radikalen Umstellung seiner Lebensweise selbst geheilt hat. So klingt es wie eine Tatsachenbehauptung, bei der die Grenze zu einer persönlichen Wertung nicht eindeutig zu ziehen ist." Damit war die Frau in der Leitung vollauf zufrieden, das wirklich interessante Gespräch hat danach stattgefunden, denn es ging darum: Eine gesundheitsbewusste Lebensweise (Ernährung und Bewegung) und eine an von sich selbst gesetzten weltanschaulich Eckunkten orientierenden Grundeinstellung (wie bei einem Glauben) können maßgeblich dazu beitragen, kleinere und auch wirklich große Hürden im Leben zu überwinden. Tut mir leid, da bin ich ehrlich, aber die ganze Unterhaltung in wenigen Sätzen zusammenzufassen, gelingt mir nun nicht; ich bitte um Nachsicht.
Dann ist heute noch dies passiert:
Der Kollege, der die Entscheidung getroffen hatte, dass zu dem Artikel "Das Auge isst mit" ein Foto mit einem "prallen Dekolleté" zu sehen war, hat mich heute gebeten, einen Kommentar zu meinem Blog von gestern (siehe "Eigentlich geht's ums Essen"), der eigentlich nur für mich bestimmt war, den ich aber ihm geschickt hatte, weil ich ihn (wie der Kollege) ganz wunderbar fand, doch nach Möglichkeit auch zu veröffentlichen. Was ich hiermit gern tue, er ist an die Adresse der Frauen und an den SPD-Bundestagsabgeordneten gerichtet, die sich wegen des Fotos auf der Titelseite bei mir beschwert hatten:
Hallo Mädels,
eigentlich hätte ich gedacht, wir wären mit den Jahren klüger geworden und würden diesen Nichtigkeiten mit Gelassenheit begegnen. Aber kaum werden wir eines freizügigen Dekolletés ansichtig, schon gackern wir los wie Hühner, die man gerade wieder ins Freie gelassen hat. Üben wir doch, in unserer weiblichen Großzügigkeit, Nachsicht. Während ich diese Art der Studien als unnötig erachte, weil sie dem Zwecke der Verbrauchermanipulation dienen, seht ihr nur das sexistische in einem Foto. Regten wir uns über jede dieser Geschmacklosigkeiten auf, kämen wir nicht mehr zum Luftholen. Und wenn wir schon über Sexismus reden; sind Frauen, die Künstlern Unterwäsche auf die Bühne schmeißen, kreischend und grölend Männer aus Showgroups betatschen, nicht auch sexistisch? Habe ich schon je davon gehört, dass nach einem Gastspiel der "Chippendales" die sexuellen Übergriffe auf Männer zugenommen haben? Also, Mädels lockermachen, sonst wird´s lächerlich.
Lieber SPD-Abgeordneter Müller, solange es ihre Partei als einen großen Wurf in Sachen Gleichheit erachtet, dass Frauen Auskunft über die Bezahlung ihrer männlichen Berufskollegen einfordern können, solange ist der Altherren-Journalismus das geringste Problem.
Es grüßt eine, die um den Wert der Frauen weiß.
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