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Eigentlich nicht falsch: So geht das

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Die Leserin in der Leitung habe ich gefragt, ob sie sich vielleicht an den Werbespot mit Verena Feldbusch erinnern kann, die sich im Fernsehen um die Jahrtausendwende für die Nummer einer Telefonauskunft starkgemacht hat und am Ende immer sagte: "Da werden Sie geholfen." Ich fügte hinzu, dass in den Jahren danach dieses ganz offensichtlich falsche Deutsch in den Sprachgebrauch vieler Menschen übergegangen war, weil sie es lustig fanden, bei der einen oder anderen Gelegenheit, wenn es um die Lösung von Problemen ging, mit einem Lächeln darauf hinzuweisen: "Da werden Sie geholfen." Jahrelang ging einem dieser Spruch locker über die Lippen, die Anruferin aber hatte noch nie davon gehört. Also wagte ich einen zweiten Versuch:

"Ich habe fertig", sagte ich, fügte selbstverständlich sofort die korrekte Formulierung mit dem richtigen Hilfsverb hinzu, und meinte dann, dass sie sich doch bestimmt auch an diese berühmte Pressekonferenz erinnern kann, in der ein Fußballtrainer ausrastete und, weil er Italiener ist und sich noch in der Lernphase der Sprache seiner neuen Wahlheimat befand, nach der Schelte seiner Spieler ("wie Flasche leer") seine Wutrede eben mit diesem Schlusswort beendete. Also erklärte ich der Frau in der Leitung, dass die Formulierung "ich habe fertig" seit der Einführung durch Giovanni Trapattoni  vor mittlerweile 19 Jahren so etwas wie einen Kultstatus genießt, wenn es darum geht, den Mitmenschen mitzuteilen, dass einen Vorgang als abschlossen betrachtet; die Leserin hatte keine Ahnung, wovon ich da gerade eben gesprochen hatte. 

Bei meinem dritten Versuch blieb ich dann sachlich und verzichtete  von vornherein darauf, der Anruferin zu erklären, dass die Werbestrategen damals bewusst eine Wortkombination gewählt hatten, von der sie ausgingen, dass jeder das Augenzwinkern bemerken und die Liebenswürdigkeit in der erfundenen Redenwendung erkennen würden, wenn sie auf großen Tafeln "So geht sächsisch" lesen. Ich erklärte ihr also nur, dass es diese (vor anderthalb Jahren dann schon wieder eingestellte) Werbekampagne der sächsischen Landesregierung gegeben hat; sie hatte noch nie davon gehört. Deshalb versicherte ich ihr, dass ich ihre Kritik an die zuständigen und verantwortlichen Kollegen in der Redaktion weiterleiten werde, die formulierte sie mit diesen Worten: "Bei gutem und richtigen Deutsch verstehe ich keinen Spaß." Angerufen hatte sie, weil ihr der Beitrag über den Bau eines Großflughafens unweit von der chinesischen Hauptstadt in die Nase gefahren war. Die Überschrift lautete nämlich: "So geht Flughafen". Weitere Beschwerden deswegen gab es nicht.

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